Nord-Philippinen
Die ersten muslimischen Reisenden kamen auf der Reise von und nach China auch über die Nord-Philippinen, so wie es über die chinesischen Chroniken schon seit dem 9. Jahrhundert berichtet wurde. Handelsbeziehungen mit arabischen Händlern erreichten nach arabischen und chinesischen Quellen einen ersten Höhepunkt. Doch im Gegensatz zu den Sulu-Gebieten existieren keine Hinweise, dass vor dem Jahr 1475 Muslime sich in der Region um Maynila ansässig machten.
Tatsächlich existierten in den Nord-Philippinen drei Reiche bzw. Stadtstaaten, die teils animistisch, teils buddhistisch bzw. hinduistisch beeinflusst waren und intensiven Handel mit China führten (einschließlich Porzellan und Seide). Um ca. 1500 beschloss Sultaan Bolkiah von Brunei (1485-1521), das Handelsmonopol von Tondo zu brechen und in der dortigen Hauptstadt May-Niyla entsprechend einen ihm genehmen Herrscher einzusetzen. Mit Sultaan Sulaiman (1515-1558) begann die Geschichte des islamischen Sultanats von Tondo, wobei sich der Islam schnell auch in den umliegenden Gebieten verbreitete.
Doch bereits 1570 kommen die ersten spanischen Schiffe in der Bucht von Maynila an; deren Berichte verdeutlichen, dass starke Beziehungen der nordphilippinischen Sultanate zu Brunei, den Sulu-Inseln und Maguindano, als auch zum Sultanat von Ternate bestanden und also Tondo als Knotenpunkt eines Verbindungshandels zwischen China, Borneo und den Molukken fungierte.
Nach dem Sieg der spanischen Truppen 1591 bei Maynila, der Verdrängung aller einheimischen Fürsten und der Errichtung eines starken Forts bei der Maynila-Bucht endet die muslimische Herrschaft in den Nord-Philippinen.
Die Christianisierung der nördlichen Gebiete von Luzon und der Visayas wurde neben militärischen Verdrängungsaktionen der verbliebenen Muslime in den Süden und durch Missionierung der Jesuiten erreicht.
Sulu, Maguindanao und Nordwest-Borneo
Das Sultanat von Sulu (mit Hauptsitz auf den Jolo-Inseln) hat innerhalb der philippinischen Gebiete die älteste Geschichte der Islamisierung. Erste Kontakte mit muslimischen Händlern gehen auf das 11. Jh. (ca. 1020) zurück, nachdem das chinesische Kaiserreich sich nach ca. 130 Jahren für muslimische und nicht-chinesische Kaufleute gesperrt hatte, nun aber wieder seine Häfen für den Seiden- und Gewürzhandel öffnete. Offenbar hatten einige muslimische Schiffe in dieser Zeit die neue Handelsroute über Borneos Nordwestküste eröffnet und von dort aus die philippinischen Inseln erreicht. Jedenfalls wird in den zeitgenössischen chinesischen Berichten klar gesagt, dass Borneo den Chinesen durch Informationen muslimischer Händler bekannt wurde, die aus Richtung der Philippinen kamen.
Nach den (nicht sehr genauen) Chroniken der philippinischen Region wurde der Islam zur Zeit des damaligen hinduistischen Fürsten von Sulu, Sipad den Jüngeren, durch einen Nicht-Einheimischen namens “Tuan Mashā′ikha” (malaiisch-arabisch: Oberhaupt der Scheichs) im Jahr 1280 auf den Inseln von Sulu bekannt gemacht. Dem Titel nach, der lediglich eine Ehrenbezeichnung ist, und Hinweisen der malaiischen Chroniken nach kann man vermuten, dass es sich um einen arabischen Gelehrten oder arabisch-sprachigen Prediger handelte, der schon eine Weile früher im Sultanat von Samudra-Pasai ansässig gewesen war und dort das Malaiische erlernt hatte. Dieser Muslim kam zusammen mit einigen Schiffen muslimischer Händler und blieb auf Maimbung in Sulu, wo er daraufhin die Tochter des Fürsten Sipad heiratete und mit ihr eine neue Fürstenfamilie gründete. 710/1310 verstarb er und wurde in Jolo/Sulu beigesetzt.
In dieser Zeit wurden die Jolo-Inseln durch drei Haupt-Ethnien besetzt: die Buranun, Tagimaha, and Baklaya, sowie einige Bajau. Nach chinesischen Berichten von 1417 entstanden um 1350 drei neue, separate Königshäuser, unabhängig von den ersten muslimischen Familien, die teils aus Nachkommen von Tuan Masha’ikha und teils aus Nachkommen der ersten muslimischen Händler mit ihren einheimischen Familien bestanden. Die meisten Einwohner der Jolo-Inseln folgten aber offenbar weiterhin hinduistischen oder megalithisch-animistischen Vorstellungen, wenngleich der Islam als solcher nicht mehr unbekannt in der Bevölkerung war.
1380 kam ein arabischer Gelehrter namens “Karim Al-maqdum” (wahrscheinlich Umbildung aus “al-muqaddam“, einer Beinameform, die für manche Hadrami-Sayyids bezeugt ist), der aus dem Jemen stammte und zusammen mit mehreren Händlern nach Sulu reiste. Er errichtete in diesem Jahr in Tubig-Indagan (Simunul-Insel) die erste Moschee sowohl auf Sulu als überhaupt auf den Süd-Philippinen, welche später nach ihm benannt wurde. Zudem reiste er zwischen den Inseln hin und her, um den Menschen den Islam vorzustellen. Sein genauer Grabesort auf den Jolo-Inseln oder auch sein exaktes Sterbedatum ist nicht gesichert. Nachdem auf diese Weise der Islam sich auf den Jolo-Inseln ausbreitete, wurde die Situation verändert durch die Ankunft eines malaiischen Prinzen aus Sumatra um 1500, der mit Schiffen, Kriegern und muslimischen Gelehrten Herrschaftsanspruch auf Buansa/ Jolo-Inseln stellte.
Der Überlieferung nach unterstützten die Enkel der muslimischen Ersteinwanderer unter Karim Al-maqdum diesen malaiischen Fürsten, daraufhin auch die örtlichen (nicht-muslimischen) Datu (Herrscher-Anführer), was zur weiteren Verbreitung des Islam auf den Inseln führte.
Das eigentliche Sultanat von Sulu wurde aber gegründet durch einen Scharifen-Nachkommen namens “Abu-bakr Abirin”, der 1457 nach Buansa/Jolo kam. Dort heiratete er eine örtliche Prinzessin und setzte sich mit Zustimmung der schon mehrheitlich muslimischen Ortsfürsten zum Sultaan von Sulu ein.
Auf ähnliche Weise wurde 1520 das Sultanat von Mindanao gegründet, als ein muslimischer Gelehrter namens Muhammad Kabungsuan nach Kotabaru kam. Er stammte von arabischer Seite von Scharifen ab, von malaiischer Seite aus Johor/ Malaiische Halbinsel. Auch er heiratete in eine ortsansässige Fürstenfamilie ein und gründete das Sultanat. Doch hatten sich schon zuvor muslimische Prediger in Buayan niedergelassen, aber der Islam verbreitete sich dort erst sehr langsam. Dennoch führte das Wirken der muslimischen Gelehrten zu einer Veränderung der Herrschaftsform, insofern als die (nichtmuslimischen) Herrscher von Buayan die aus der malaiischen Welt bekannten Strukturen übernahmen, wie sie durch Malakka und Johor schon allgemein in der Region anerkannt waren.
Der erste ernsthafte Endeckungszug zu den philippinischen Inseln, den die Spanier unter Magellan unternahmen, endete zwar 1521 mit Magellans Tod in der Schlacht von Mactan (wo einheimische philippinische Kleinfürsten die Spanier zurückschlugen), doch mit der Rückkehr des einzigen Schiffes von Magellans Flotte nach Sevilla (unter seinem Navigator Juan Sebastian del Cano) war den Spaniern 1522 nicht nur die erste europäische Weltumsegelung geglückt, sondern auch die Zugangswege zu den Molukken und den Philippinen bekannt geworden.
Im November 1542 sandte daher der Vizekönig Neu-Spaniens (heute Mexico), Don Antonio de Mendoza, eine Flotte von sechs Kriegsschiffen zu den Philippinen. Diese Schiffe erreichten 1543 die Sarangani-Inseln, wo die Spanische Krone offiziell die Philippinen zu ihrem Kolonialbesitz erklärten. Zugleich wurde der Kampf gegen die einheimischen “Mauren” und die Auslöschung des Islam zur vordringlichen Aufgabe erklärt, parallel der in Spanien und Nordafrika gerade ablaufenden Vertreibung der letzten spanischen Muslime und der Versuche, Eroberungen in Nordafrika zu machen.
Die eigentliche Phase der spanisch-muslimischen Kriege der Philippinen aber begann mit der Amtsperiode des nächsten neu-spanischen Vizekönigs, Don Luis de Velasco, welcher im November 1564 den erfahrenen Kommandanten Miguel Lopez de Legaspi (1502-72) entsandte, endgültig alle Gebiete der Philippinen für die spanische Krone zu unterwerfen. Diese Anstrengungen wurden aber bereits 1568 unterbrochen, da die Holländer im Rahmen der Religionskriege in Europa und zur Wahrung ihrer Interessen im Gewürzhandel die Spanier nicht nur in Neu-Spanien, sondern auch auf den Philippinen angriffen. Dieser Krieg endete – zeitgleich wie in Europa 1648 mit dem “Westfälischen Frieden”, wodurch die Ko-Existenz von Spaniern, Portugiesen und Holländern in Asien ebenfalls besiegelt wurde. Die Portugiesen verloren dadurch insbesondere ihre Einflüsse auf den Molukken und ihre Seefahrtsrouten waren auf die Wege von Malaya nach China beschränkt. Die Holländer wiederum waren an den Philippinen nicht interessiert, wodurch die Angriffe der Spanier auf die muslimischen Sultanate zunahmen.
1578 erreichten die Spanier, dass der damalige Sultaan von Sulu – unter der Drohung einer Invasion spanischer Truppen und verbündeter Visaya-Söldner – dem spanischen Manila kurzfristig einen Tribut in Form von Perlen übergeben musste. Dadurch wurden die Spanier ermutigt, 1579 eine direkte Kolonisierung und Besetzung des Gebiets von Mindanao zu versuchen, zugleich mit einer Militäraktion gegen das Sultanat von Borneo und Sulu. Diese Expedition endete für die Spanier in einer katastrophalen Niederlage und beendete bis in das 18. Jh. weitere groß angelegte spanische Feldzüge in den muslimischen Süden.
Die Zeitspanne von 1600 bis 1680 wurde geprägt durch zwei herausragende Herrscher: Sultaan Muwallil Wasit von Sulu (1612-1640) und Sultaan Muhammad Dipatuan “Kudarat” (1619-1671) von Maguindanao. Beiden gelang es, gegen die spanischen Kolonialherren und die Versuche, den Islam auf den Philippinen auszulöschen, eine größere Allianz verschiedener Sultanate und Fürstentümer zu schmieden, die das Gebiet der Süd-Philippinen für mehr als 200 Jahre gegen spanisches Vordringen absicherte. 1600 erwiderte Feldherr Panglima Abdul-laah von Talipao die andauernden militärischen Vorstöße der Spanier und fuhr mit 70 Schiffen zu einem später berühmten Feldzug in die spanisch besetzten Gebiete des Nordens. Diese Feldzüge wurden insbesondere nach der Ernennung von Sultaan Muwallil Wasit 1612 zur Regel, genauso wie entsprechende Gegenschläge der Spanier auf den Sulu-Inseln.
1632 wurde das Bündnis zwischen Sultaan Muwallil Wasit und dem schon berühmten Sultaan Kudarat durch Heirat gefestigt (Kudarat heiratete Wasits Tochter). Von diesem Zeitpunkt an trafen die Sultanate von Sulu und Maguindanao stets gemeinsam alle militärischen und administrativen Entscheidungen, wodurch alle spanischen Teilerfolge (Einnahme der Sulu-Hauptstadt 1638) innerhalb von Jahresfrist wieder ausgeglichen wurden. Die Rückeroberung aller Gebiete der Jolo-Inseln war nur durch absolute Loyalität der untergeordneten Datu’ (Fürsten) des Sultanats möglich, und ihre Belohnung und Auszeichnung durch Muwallil Wasit führte (bis 1649) zu einer ersten Identitätsbildung in der südphilippinisch-muslimischen Geschichte und der endgültigen Vertreibung aller spanischen Garnisonen aus dem gesamten Archipel von Sulu, Jolo und den Küsten bis Mittel-Maguindanao. 1646 unterzeichnete die spanische Krone mit dem damaligen Sultaan von Sulu Nasiruddin eine Anerkennung der Souveränität des Sulu-Sultanats. Doch die Feldzüge Sultaan Kudarats und verbündeter Datu’ zwangen die spanischen Marineeinheiten, sich 1663 bis nach Manila zurückzuziehen.
Zwischen 1663 und 1718 waren die Herrschaftsverhältnisse auf spanischer Seite – also in den philippinischen Nordprovinzen – unklar, sodass nach und nach sämtliche spanisch-christlichen Siedlungen und Missionsstationen in Mindanao und dem Süden aufgegeben wurden.
Als 1668 durch interne Probleme das Sultanat von Maguindanao aufgeteilt wurde, entstanden neben dem Rest-Reich des neuen Maguindanao drei neue, kleine Reiche: das Sultanate von Buayan, das Sultanat von Kabuntalan und das Sultanat von Ganassi.
Durch diesen Umstand und verschiedene Unstimmigkeiten beunruhigt, wandte sich Sultaan Badar ud-Din I. (1704-1734) von Sulu 1717 durch eine offizielle Gesandtschaft an das chinesische Kaiserreich, um eine politische und militärische Zusammenarbeit gegen die Spanier anzuregen; doch der chinesische Kaiser und allgemein die Tsching-Dynastie (1644-1912) hatte zu diesem Zeitpunkt kein außenpolitisches Interesse dieser Art und verweigerte eine konkrete Zusammenarbeit.
Unter diesem Eindruck begann 1718 eine neue Welle spanischer militärischer Eroberungsversuche: in diesem Jahr wurden die noch bestehenden Grenzfestungen der spanisch kontrollierten Küstenorte in Nord-Mindanao neu befestigt. Daher entsandte Sultaan Badaruddin 1720 eine Gesandtschaft in das holländische Batavia, um dort eine militärische Aktion – gemeinsam mit Flotten aus Maguindanao – gegen die Spanier vorzuschlagen; die darauffolgende Expedition war aber erfolglos. 1726 schloss Badaruddin daher einen Friedensvertrag mit dem spanischen Manila, der aber 1735 bereits durch eine spanische Invasion von Sulu nichtig wurde.
Eine besonders kritische Periode war die von Sultaan Mohammad Alim ud-Din I. von Sulu (1735-1748); einerseits ist er für seine religiös-kulturellen Leistungen bekannt, da er etwa ein Speziallexikon Arabisch-Tausug zum Gebrauch für arabische und einheimische Gelehrte an seinem Hof entwerfen ließ; andererseits zeigte er verhängnisvolle Schwäche in seiner Außenpolitik.
Aufgrund eines beiderseitigen Friedensvertrages 1737 zwischen dem Sultanat Sulu und der spanischen Krone, vertreten durch den Gouverneur von Manila, betraten – direkt von König Philipp V. aus Spanien entsandt – jesuitische Missionare das Gebiet von Sulu. Darüber empörten sich einige Angehörige des Herrscherhauses, insbesondere Rajah Muda Bantilan. Als Sultaan Muhammad sich nicht gegen die Spanier stellte, die darauf bestanden, sich Befehlen ihres König zu unterstellen, wurde Sultaan Muhammad von seinem Staatsrat und Familienmitgliedern für abgesetzt erklärt. Dieser suchte mitsamt einigen direkten Angehörigen Zuflucht bei dem spanischen Statthalter von Zamboanga, der ihn sofort nach Manila überstellen ließ. Von da ab war Sultaan Muhammad für 15 Jahre, die er in der Festung Santiago in Manila festgehalten wurde, ein Gefangener im spanischem goldenen Käfig.
Als 1748 Rajah Muda Bantilan als Sultaan Muiz ud-Din auch offiziell als neuer Herrscher von Sulu eingesetzt wurde, bestand seine erste Amtshandlung in der Aufhebung des Friedensvertrages von 1737. Konsequenterweise zwangen die Spanier daraufhin ihren herrscherlichen Gefangenen, Sultaan Muhammad, als ihr “Kandidat” zu erscheinen, und verkündeten 1749 seinen Übertritt zum Katholizismus.
Diese Handlung entsetzte alle Sultaane der Region, und schon 1750 begannen die Herrscher von Sulu, Maguindano und Brunei konzentrierte Angriffe auf Manila und die spanischen Küstenstädte des Nordens. Im selben Jahr konnte Sultaan Muhammad entkommen und wurde zunächst zum muslimischen Herrscher der Provinz von Malacanang, solange sein Widersacher, Rajah Mudah, noch als Sultaan Muizz ud-din in Sulu regierte.
Unmittelbar nach diesen Ereignissen um 1751 ließ der damalige Generalgouverneur in Manila, F. Valdez y Tamon, ein Dekret verkünden, das unter anderem die völlige Ausrottung und Vernichtung sämtlicher “Moros” in den Südphilippinen befahl sowie die Verbrennung und Zerstörung aller landwirtschaftlichen Erträge und Behausungen usw. Eine Kongregation jesuitischer Missionare wurde eingerichtet, um eventuelle Überlebende rechtzeitig bekehren zu können.
Letztlich tat Sultaan Muizz ud-din 1754 nichts anderes als schon Sultaan Muhammad 1737: unter der Drohung einer starken spanischen Invasion schloss er einen Friedensvertrag mit den Spaniern, der aber nicht einmal ein Jahr hielt.
Die Gesamtsituation veränderte sich aber seit 1761, weil die Briten mit dem damals noch in Sulu regierenden Sultaan Muizz ud-din eine Verhandlung abschlossen, die ihnen Handelsposten in Nord-Borneo (damals zu Sulu gehörend) einräumten. Zwei Jahre später eroberten britische Truppen kurzfristig Manila und drängten den spanischen Einfluss in der ganzen Region, vor allem aber im Süden, der sie strategisch interessierte, zurück. Sie verhalfen Sultaan Muhammad daher auch, sich gegen Rajah Mudah/Sultaan Muizz ud-din durchzusetzen; Sultaan Muhammad dankte den britischen Unterstützern nach seiner zweiten Thronbesteigung 1763, indem er einer britischen Handelsgesellschaft die exklusiven Handelsrechte in Nord-Borneo überließ (nicht aber das Land überschrieb), und indem er mit der britischen Krone einen Beistandspakt schloss, der sich auch künftig militärisch gegen die Spanier wenden sollte. Zum ersten Mal wurde darum den Briten eine Militärbasis auf Sulu gestattet.
1769 rächte sich Sultaan Muhammad für die Erniedrigungen, die man den Muslimen in Sulu und Mindanao angetan hatte, und unternahm weite und starke Angriffe mit großen Schiffsverbänden in der Visaya-Region, wobei er Tausende von Gefangenen machte und sie auf den holländischen Sklavenmärkten von Batavia (Java), Malakka und Temasek verkaufen ließ.
1771 verkündete Sultaan Muhammad offiziell den Kampf gegen die Spanier in Manila, womit bis auf weiteres alle sonstigen Vereinbarungen mit Spanien auch von untergebenen Fürsten hinfällig wurden. Da Sulu selbst durch britische Kräfte mitbeschützt wurde, unternahm erst 1796 der spanische Generalgouverneur von Manila ernsthafte Kriegsanstrengungen, indem er die stärkste spanisch-asiatische Flotte aufstellte, die jemals in den Philippinen gesegelt war. Ihr Ziel war es, den Angriffen der Schiffe aus Sulu und mit ihnen verbündeten Piraten ein Ende zu setzen. Doch dies führte zu einer erneuten Konfrontation mit der britischen Marine, die 1798 auch die Festungen von Zamboanga und andere spanisch kontrollierte Orte von Schlachtschiffen aus bombardieren ließ. 1805 wurde aber von den Briten die Militärstation in Sulu und Borneo aus logistischen Gründen aufgegeben.
In der Zeit von Sultaan Jamal ul-Kiram I. (1823-1844) begann eine neue Phase der Auseinandersetzung mit Spanien: einerseits hatte Spanien nach der Unabhängigkeit Mexikos direkte Kontrolle über die spanischen Philippinen übernommen, aber de facto die Gebiete von Mindanao und Sulu weder angegriffen, noch als spanisches Gebiet deklariert. Stattdessen wollte Spanien Steuern aus den eigenen Gebieten der Visayas herausholen, um die desolate Finanzsituation Spaniens zu verbessern, und konnte keinen Krieg in den Südphilippinen finanzieren.
Um der Handelskonkurrenz der Engländer, Franzosen, Holländer und anderer zu begegnen, erklärte Spanien den Hafen von Zamboanga zur freien Handelszone. Doch die Sulu-Inseln waren – zusammen mit Borneo – für Händler attraktiver, und so schloss Sultaan Jamal ul-Kiram II. mehrere Handelsabkommen, die für Sulu vorteilhaft waren (1836 mit ersten nord-amerikanischen Händlern, 1842 offizieller Handels- und Friedensvertrag mit der Regierung der damaligen nordamerikanischen Regierung, 1843 ein Handelsabkommen mit Frankreich).
Dadurch alarmiert beschloss 1844 der spanische Gouverneur in Manila eine erneute Kriegsexpedition gegen Sulu, die aber durch andere europäische Flotten – speziell der Franzosen – nicht zum Zuge kam. Die folgenden Jahre bis zur amerikanisch-spanischen Auseinandersetzung und der darauf folgenden amerikanischen Besetzung der gesamten Philippinen 1898 waren von Chaos in jeder Hinsicht geprägt, in deren Verlauf die Meeresgebiete um Sulu und Mindanao Piratengebiete für jede Art Freibeuter wurden, Frankreich und Holland sich aus den gesamten Philippinen zurückzogen, die Briten sich strikt auf Nord-Borneo bzw. Brunei konzentrierten und die Spanier sich auf die Grenze zwischen Mindanao und den Visayas zurückzogen.