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Begriffsbestimmung von „al-muwaalaah, الموالاة/ al-waliy, الولي“


Linguistische Bedeutung und Wortumfeld

Die Wortwurzel lautet “w-l-i,ولي “.
al-muwaalaah, الموالاة” bezeichnet in der arabischen Sprache:

al-mutaaba’ah, المتابعة: die direkte Aufeinanderfolge,

– das Gegenteil von al-mu’aadah, المعادة: das Gegenteil von Verfeinden,

– die Beschreibung für waalal-qaum, والى القوم: einem Volk bzw. einer Gruppe (im Frieden und Krieg) nachfolgen bzw. auf den Fersen folgen,

al-muhaabah, المحاباة: die Unterstützung mit innerer Geneigtheit und

al-hubb, الحب: die Liebe.

 

Beispiele von Wörtern des Wortumfeldes mit gleicher Wortwurzel von al-muwaalaah und al-waliy, die andere Bedeutungsnuancen haben:

– al-wilaayah الولاية: die Herrschaft, die Macht.

– istaula اسْتَولى: schneller sein, Besitz durch schnelleres Handeln ergreifen.

– al-waliy bzw. al-maula الوَليُّ أو المَولى: Allaahs Name; welcher bedeutet “Der Verhelfer zum Sieg, Der Verwalter der gesamten Schöpfung”. Der Verwalter deiner Angelegenheiten; die/der Erbberechtigte; der Verbündete; der befreite Sklave im Bezug auf seinen Herrn.

– al-waali الوالي: Allaahs Name, welcher “Der Besitzer, Verwalter der Schöpfung” bedeutet.

Fachspezifische Definition

al-muwaalaah bzw. al-waliy” im Bezug auf Allaah (ta’aala)

Allaah (ta’aala) ist al-waliy, Der wahre Besitzer, Der wahre Herrscher, Der wahre Verwalter und Der absolute Herr der Schöpfung.
Allaah (ta’aala) ist Der Verhelfer zum Sieg, Der Beistandleistende und Der Unterstützer der gottergebenen Menschen in jeder Hinsicht.

Die Muslime geben sich Allaah (ta’aala) bedingungslos, freiwillig und bewusst hin, weil sie Allaah (ta’aala) über alles und vor allem lieben.
Diese Liebe zu Allaah (ta’aala) steht über jeglicher Liebe zu irgendeinem Geschöpf und ist mit nichts vergleichbar. Die Muslime beten Ihn demütig an, ordnen sich Ihm unter und befolgen Seine Gebote.

al-muwaalaah/al-waliy” im islamischen fachspezifischen Kontext

a) Allgemeine Definition

al-muwaalaah im islamischen Kontext bedeutet, dass die Muslime der islamischen Wir-Gruppe die größtmögliche Priorität vor allen anderen Gemeinschaften, Wir-Gruppen und Individuen einräumen.

al-muwaalaah für die Muslime beinhaltet die Verpflichtung:

– die eigene islamische Ummah überall und möglichst unter allen Umständen aufzubauen, zu pflegen, zu unterstützen und zu bewahren;

– mit der eigenen islamischen Ummah die engste, innigste und intensivste Beziehung, sowohl im rationalen als auch im emotionalen Bereich, zu pflegen und zu bewahren.

al-muwaalaah für die Nicht-Muslime, d. h. die offene und/oder subtile Bevorzugung anderer Gemeinschaften, Wir-Gruppen und/oder Individuen vor der Gemeinschaft der Muslime wird praktisch als Abwendung vom Islam verstanden. Allaah (ta’aala) sagt dazu im Quraan:

žلَّا يَتَّخِذِ ٱلۡمُؤۡمِنُونَ ٱلۡكَٰفِرِينَ أَوۡلِيَآءَ مِن دُونِ ٱلۡمُؤۡمِنِينَۖ وَمَن يَفۡعَلۡ ذَٰلِكَ فَلَيۡسَ مِنَ ٱللَّهِ فِي شَيۡءٍ إِلَّآ أَن تَتَّقُواْ مِنۡهُمۡ تُقَىٰةٗۗ وَيُحَذِّرُكُمُ ٱللَّهُ نَفۡسَهُۥۗ وَإِلَى ٱللَّهِ ٱلۡمَصِيرُ ٢٨

Die Iimaan-Bekennenden (Muslime) dürfen sich die Leugner 1 nicht als Verbündete 2 anstelle der Iimaan-Bekennenden nehmen! – Wer dies tut, der hat nichts mit Allaah gemeinsam, außer wenn ihr euch vor ihnen wirklich schützen müsst. Allaah warnt euch vor Seiner Peinigung. Zu Allaah ist das Werden. 3

يَٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ لَا تَتَّخِذُواْ ٱلۡكَٰفِرِينَ أَوۡلِيَآءَ مِن دُونِ ٱلۡمُؤۡمِنِينَۚ أَتُرِيدُونَ أَن تَجۡعَلُواْ لِلَّهِ عَلَيۡكُمۡ سُلۡطَٰنٗا مُّبِينًا ١٤٤

Ihr, die den Iimaan verinnerlicht habt! Nehmt euch die Leugner nicht zum Intimus anstelle der Iimaan-Bekennenden, wollt ihr Allaah gegen euch eine eindeutige Verfügung geben?(!) 4

يَٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ لَا تَتَّخِذُواْ ٱلۡيَهُودَ وَٱلنَّصَٰرَىٰٓ أَوۡلِيَآءَۘ بَعۡضُهُمۡ أَوۡلِيَآءُ بَعۡضٖۚ وَمَن يَتَوَلَّهُم مِّنكُمۡ فَإِنَّهُۥ مِنۡهُمۡۗ إِنَّ ٱللَّهَ لَا يَهۡدِي ٱلۡقَوۡمَ ٱلظَّٰلِمِينَ ٥١

Ihr, die den Iimaan verinnerlicht habt! Nehmt euch die Juden und die Nazarener nicht zum Intimus 5. Die einen von ihnen sind Intimus der anderen. Wer von euch sie zum Intimus macht, der gehört doch zu ihnen. Allaah leitet die Gemeinschaft, die Unrecht begeht, gewiss nicht recht! 6

بَشِّرِ ٱلۡمُنَٰفِقِينَ بِأَنَّ لَهُمۡ عَذَابًا أَلِيمًا ١٣٨ ٱلَّذِينَ يَتَّخِذُونَ ٱلۡكَٰفِرِينَ أَوۡلِيَآءَ مِن دُونِ ٱلۡمُؤۡمِنِينَۚ أَيَبۡتَغُونَ عِندَهُمُ ٱلۡعِزَّةَ فَإِنَّ ٱلۡعِزَّةَ لِلَّهِ جَمِيعٗا ١٣٩

Überbringe den Täuschern 7 die ‚frohe Botschaft 8‘, dass für sie qualvolle Peinigung bestimmt ist! (139) Es sind diejenigen, die sich die Leugner 9 als Intimus anstelle der Iimaan-Bekennenden nehmen. Erstreben sie bei ihnen etwa Überlegenheit?(!) So gehört die gesamte Überlegenheit gewiss (nur) Allaah! 10

 

al-muwaalaah für Nicht-Muslime” äußert sich:

– indem man ihre wider-islamischen Neigungen, Interessen und Verhaltensweisen vertritt, imitiert, gutheißt oder sie bei der Ausführung von unislamischen Handlungen direkt oder indirekt unterstützt;

قُلۡ إِنِّي نُهِيتُ أَنۡ أَعۡبُدَ ٱلَّذِينَ تَدۡعُونَ مِن دُونِ ٱللَّهِۚ قُل لَّآ أَتَّبِعُ أَهۡوَآءَكُمۡ قَدۡ ضَلَلۡتُ إِذٗا وَمَآ أَنَا۠ مِنَ ٱلۡمُهۡتَدِينَ ٥٦

Sag: ‚Mir ist es untersagt, die zu verherrlichen 11, an die ihr anstelle von Allaah Bittgebete richtet.’ Sag: ‚Ich folge nicht euren Neigungen, sonst wäre ich längst irregegangen und nicht mehr unter den Rechtgeleiteten!’ 12

– indem man die Wir-Gruppe der Nicht-Muslime unter Vernachlässigung der Prinzipien der eigenen Wir-Gruppe der Muslime umschmeichelt und sich anbiedert, um zum Nachteil der eigenen (Diin-)Prinzipien (kurzfristige, diesseitige, materielle oder immaterielle) Vorteile zu erzielen.

Ÿفَلَا تُطِعِ ٱلۡمُكَذِّبِينَ ٨ وَدُّواْ لَوۡ تُدۡهِنُ فَيُدۡهِنُونَ ٩

So höre nicht auf die Ableugner. Sie wünschten sich, du würdest dich anbiedern, dann biedern sie sich auch an. 13

– indem man ihnen emotional den Vorrang vor der eigenen islamischen Ummah und den Muslimen gibt.

Diese Gebote von al-muwaalaah für die eigene islamische Wir-Gruppe sind folgendermaßen zu verstehen:
Zwischen den beiden Wir-Gruppen (Muslime und Nicht-Muslime) bestehen in den verschiedensten Bereichen Unterschiede, z. B. in den Iimaan-Inhalten, in der Umsetzung der Iimaan-Inhalte und ihre Erfordernisse, in den Wertvorstellungen, Zielsetzungen und in der Akzentsetzung für die gesamte Lebensweise, in Theorie und Praxis in Bezug auf das Sozialverhalten, Sexualverhalten, Handel und Wirtschaft, Ethik, Moral, usw.
Diese Unterschiede wirken sich auf die gesamte individuelle Lebensführung aus und kennzeichnen die Zugehörigkeit zur jeweiligen Wir-Gruppe.
Innerhalb der eigenen Wir-Gruppe entwickelt sich durch die gemeinsam getragene Überzeugung und die Gemeinsamkeiten bei der Lebensgestaltung eine besondere emotionale Nähe und dadurch ein verstärktes Zugehörigkeitsgefühl.
Zusätzlich schaffen Verhaltensmuster, Denkstrukturen und Normen innerhalb der eigenen Wir-Gruppe eine gewisse emotionale “Distanz” zu anderen Wir-Gruppen, wenn diese gegen die gültigen Normen und Bestimmungen der anderen Wir-Gruppe verstoßen und aus diesem Grund abgelehnt werden.

žلَّا تَجِدُ قَوۡمٗا يُؤۡمِنُونَ بِٱللَّهِ وَٱلۡيَوۡمِ ٱلۡأٓخِرِ يُوَآدُّونَ مَنۡ حَآدَّ ٱللَّهَ وَرَسُولَهُۥ وَلَوۡ كَانُوٓاْ ءَابَآءَهُمۡ أَوۡ أَبۡنَآءَهُمۡ أَوۡ إِخۡوَٰنَهُمۡ أَوۡ عَشِيرَتَهُمۡۚ أُوْلَٰٓئِكَ كَتَبَ فِي قُلُوبِهِمُ ٱلۡإِيمَٰنَ وَأَيَّدَهُم بِرُوحٖ مِّنۡهُۖ وَيُدۡخِلُهُمۡ جَنَّٰتٖ تَجۡرِي مِن تَحۡتِهَا ٱلۡأَنۡهَٰرُ خَٰلِدِينَ فِيهَاۚ رَضِيَ ٱللَّهُ عَنۡهُمۡ وَرَضُواْ عَنۡهُۚ أُوْلَٰٓئِكَ حِزۡبُ ٱللَّهِۚ أَلَآ إِنَّ حِزۡبَ ٱللَّهِ هُمُ ٱلۡمُفۡلِحُونَ ٢٢

Du findest keine Menschen, die den Iimaan an Allaah und an den Jüngsten Tag verinnerlichen, diejenigen lieben, die sich Allaah und Seinem Gesandten widersetzen, selbst dann nicht, wenn diese ihre Väter, ihre Söhne, ihre Brüder oder ihre Verwandten wären. Diese sind diejenigen, in deren Herzen Er den Iimaan festschrieb und die Er mit Rechtleitung 14 von Ihm stärkte. Er lässt sie in Gärten eintreten, die von Flüssen durchflossen werden, darin sind sie ewig. Allaah hat Wohlgefallen an ihnen und sie sind mit Ihm zufrieden. Diese sind die Allaah (loyale) Partei. Die Allaah (loyale) Partei sind die Erfolgreichen! 15

al-muwaalaah für die Muslime, die gefordert wird, lässt auf keinen Fall die Schlussfolgerung zu,

–    dass Muslime keinerlei emotionale Beziehung (z. B. Freundschaft) zu Nicht-Muslimen haben dürften, oder

–    dass Muslime die Gesamtheit bzw. einzelne Nicht-Muslime missachten, diskriminieren oder unterdrücken dürften.

Die Forderung von al-muwaalaah unterstreicht lediglich die Wichtigkeit des Aufbaus und der Pflege der inneren Verbundenheit der Muslime untereinander und die Verpflichtung zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls.

Gegenüber anderen Wir-Gruppen verlangt der Islam von den Muslimen Toleranz. Er fordert von ihnen die religiöse, politische, kulturelle und soziale Vielfalt inner- und außerhalb der eigenen Gemeinschaft anzuerkennen und zu pflegen. Diese Toleranz versteht sich ebenfalls nicht als gutmütiges, großzügiges, gönnerhaftes Dulden, sondern als Respekt und Akzeptanz im Sinne von positiver Anerkennung.

žلَّا يَنۡهَىٰكُمُ ٱللَّهُ عَنِ ٱلَّذِينَ لَمۡ يُقَٰتِلُوكُمۡ فِي ٱلدِّينِ وَلَمۡ يُخۡرِجُوكُم مِّن دِيَٰرِكُمۡ أَن تَبَرُّوهُمۡ وَتُقۡسِطُوٓاْ إِلَيۡهِمۡۚ إِنَّ ٱللَّهَ يُحِبُّ ٱلۡمُقۡسِطِينَ ٨

Allaah verbietet euch nicht diejenigen, die euch nicht des Islams 16 wegen bekämpfen und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben, dass ihr ihnen mit Güte begegnet und sie gerecht behandelt. Allaah liebt die Gerechten! 17

Die absichtliche Nicht-Beachtung der Muwaalaah-Gebote für Muslime ist nur im Falle einer ausweglosen unmittelbaren Zwangslage gerechtfertigt und erlaubt.

مَن كَفَرَ بِٱللَّهِ مِنۢ بَعۡدِ إِيمَٰنِهِۦٓ إِلَّا مَنۡ أُكۡرِهَ وَقَلۡبُهُۥ مُطۡمَئِنُّۢ بِٱلۡإِيمَٰنِ وَلَٰكِن مَّن شَرَحَ بِٱلۡكُفۡرِ صَدۡرٗا فَعَلَيۡهِمۡ غَضَبٞ مِّنَ ٱللَّهِ وَلَهُمۡ عَذَابٌ عَظِيمٞ ١٠٦

(Lügen erfindet ebenfalls), wer Allaah leugnete 18, nachdem er den Iimaan bekundet hatte – außer dem, der (dazu) gezwungen wird, während sein Herz voller Iimaan ist. Jedoch wer die Brust für die Leugnung 19 öffnet, auf diesem lastet Zorn von Allaah. Für sie ist eine überharte Peinigung bestimmt. 20

Bezogen auf diese Aayah verstehen die Islamologen unter “auswegloser Zwangslage” nur die unmittelbare akute Gefahr für Leib und Leben, wie z. B. Folter und Todesgefahr.
Keine Zwangslage und somit keine Rechtfertigung für die Verletzung der Muwaalaah-Gebote stellen alle anderen Formen von Gefahr und Unterdrückung dar, wie Missachtung der Menschenrechte, angedrohter bzw. tatsächlicher Freiheitsentzug, verbale, psychische und physische Gewalt, Drohungen, Diskriminierung, Rassismus, Angst um das eigene Vermögen und Prestige. In all diesen Fällen ist man verpflichtet, sich trotz der Gefahren, Risiken und damit verbundenen Nachteile eindeutig zum Islam und zur islamischen Ummah zu bekennen und die Regeln der Muwaalaah einzuhalten.

“فَتَرَى ٱلَّذِينَ فِي قُلُوبِهِم مَّرَضٞ يُسَٰرِعُونَ فِيهِمۡ يَقُولُونَ نَخۡشَىٰٓ أَن تُصِيبَنَا دَآئِرَةٞۚ فَعَسَى ٱللَّهُ أَن يَأۡتِيَ بِٱلۡفَتۡحِ أَوۡ أَمۡرٖ مِّنۡ عِندِهِۦ فَيُصۡبِحُواْ عَلَىٰ مَآ أَسَرُّواْ فِيٓ أَنفُسِهِمۡ نَٰدِمِينَ ٥٢

Du siehst, dass diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist, zu ihrer (Unterstützung) eilen, sie sagen: ‚Wir fürchten, dass wir unterlegen sein werden.’ So wird Allaah entweder den Sieg oder von sich aus eine Entscheidung herbeiführen, dann werden sie bereuen aufgrund dessen, was sie bei sich verheimlicht haben. 21

b) Bedeutung im quraanischen Kontext

Nach der Wissenschaft der sinnverwandten Wörter und nach den Quraan-Exegeten wird “waliy” im Quraan als Synonym für fünf verschiedene Begriffe verwendet. waliy wird verwendet als Synonym für:

–  ar-rabb, الرب: Gott und Herr,

– an-naasir, الناصر: den Verhelfer zum Sieg, den Unterstützer/Beistand,

– al-walad, الولد: die Nachkommenschaft,

– al-wathan, الوثن: der Götze und

– al-maani’, المانع: den Beschützer und den Verteidiger.

Quraanische Belegstellen zu den o. g. Synonymen

waliy als Synonym für “Gott und Herr”

ٱتَّبِعُواْ مَآ أُنزِلَ إِلَيۡكُم مِّن رَّبِّكُمۡ وَلَا تَتَّبِعُواْ مِن دُونِهِۦٓ أَوۡلِيَآءَۗ قَلِيلٗا مَّا تَذَكَّرُونَ ٣

Folgt dem, was zu euch von eurem Herrn 22 hinabgesandt wurde, und folgt nicht anstelle von Ihm anderen Herren. Doch nur wenig entsinnt ihr euch. 23

waliy als Synonym für “Verhelfer zum Sieg, Unterstützer, Beistand”

وَقُلِ ٱلۡحَمۡدُ لِلَّهِ ٱلَّذِي لَمۡ يَتَّخِذۡ وَلَدٗا وَلَمۡ يَكُن لَّهُۥ شَرِيكٞ فِي ٱلۡمُلۡكِ وَلَمۡ يَكُن لَّهُۥ وَلِيّٞ مِّنَ ٱلذُّلِّۖ وَكَبِّرۡهُ تَكۡبِيرَۢا ١١١

Sag: ‚Alles Lob gebührt Allaah, Der sich keinen Sohn nahm, Der nie einen Teilhaber in der Herrschaft hat, und Der nie einen Beistand 24 vor Erniedrigung hat.’ Verherrliche Ihn mit allaahu akbar 25! 26

waliy als Synonym für “Nachkommenschaft”

’وَإِنِّي خِفۡتُ ٱلۡمَوَٰلِيَ مِن وَرَآءِي وَكَانَتِ ٱمۡرَأَتِي عَاقِرٗا فَهَبۡ لِي مِن لَّدُنكَ وَلِيّٗا ٥

Auch bin ich besorgt über das Verhalten der Erben nach meinem Tod, und meine Gattin war immer unfruchtbar, so schenke mir von Dir aus einen Sohn, 27

–    waliy als Synonym für “Götzen”

مَثَلُ ٱلَّذِينَ ٱتَّخَذُواْ مِن دُونِ ٱللَّهِ أَوۡلِيَآءَ كَمَثَلِ ٱلۡعَنكَبُوتِ ٱتَّخَذَتۡ بَيۡتٗاۖ وَإِنَّ أَوۡهَنَ ٱلۡبُيُوتِ لَبَيۡتُ ٱلۡعَنكَبُوتِۚ لَوۡ كَانُواْ يَعۡلَمُونَ ٤١

Das Gleichnis derjenigen, die sich anstelle von Allaah Herren (bzw. Götzen)1 nahmen, ähnelt dem Gleichnis der Spinne, die sich ein Netz spinnt. Doch das Schwächste aller Netze ist zweifelsohne das Spinnennetz, würden sie es nur wissen! 28

waliy als Synonym für “Beschützer und Verteidiger”

إِنَّمَا وَلِيُّكُمُ ٱللَّهُ وَرَسُولُهُۥ وَٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ ٱلَّذِينَ يُقِيمُونَ ٱلصَّلَوٰةَ وَيُؤۡتُونَ ٱلزَّكَوٰةَ وَهُمۡ رَٰكِعُونَ ٥٥

Euer Beistand (bzw. Beschützer und Verteidiger) 29 ist nur Allaah, Sein Gesandter und diejenigen Iimaan-Bekennenden, die das rituelle Gebet ordnungsgemäß verrichten und die Zakaah entrichten, während sie sich (im Gebet) beugen 30. 31

Resümee

Die undifferenzierte Übersetzung des Begriffs “al-muwaalaah” mit dem Begriff “Freundschaft” ist unzutreffend und verfälscht die Bedeutung des Quraan-Inhaltes.
Die Wichtigkeit der Verwendung der korrekten Begrifflichkeiten bei der Übersetzung darf nicht unterschätzt werden, da diese Falschübersetzun-gen auch weit reichende und gravierende Auswirkungen auf das gesell-schaftliche Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen haben.
Wenn in den Übersetzungen von Paret, Ullmann u. a. durch diese falsche Wortwahl behauptet wird, dass es Muslimen verboten sei, Nicht-Muslime zu Freunden zu nehmen, dann schürt dies zwangsläufig Vorurteile und Misstrauen gegenüber dem Islam und den Muslimen und stellt eine ernste Gefahr für den inneren Frieden dar. 32

Für den Fall, dass eine übergreifende Differenzierung bei der Übersetzung nicht möglich ist und ein umfassender Sammelbegriff verwendet werden soll, empfehle ich als Übersetzung der elementaren Bedeutung von al-muwaalaah, den Ausdruck “Zuneigung und Liebe mit religiöser Identifikation” und für al-waliy (je nach Zusammenhang): Verwalter der eigenen Angelegenheiten, Vormund, Beistand, Beschützer, Verteidiger, Intimus,
etc.

 

Notes:

  1. Ursprünglich: „kufr-Betreibende“.
  2. Ursprünglich: „waliy“ Plural auliyaa.
  3. Quraan (3:28)
  4. Quraan (4:144)
  5. Ursprünglich: auliyaa, Singular waliy.
  6. Quraan (5:51)
  7. Ursprünglich: „munaafiqiin“. Es ist Plural von munaafiq. munaafiq ist „derjenige, der in seinem Innern Nicht-Islam verbirgt, während er nach außen den Islam bekundet“.
  8. Hier wurde das Verb „basch-schir: überbringe frohe Botschaft“ anstelle von „andhir: warne, er­mahne“ angewandt als Verspottung den munaafiq gegenüber, die nur die Iimaan-Bekennenden vortäuschen, während sie entschiedene kaafir sind.
  9. Ursprünglich: „kufr-Betreibende“.
  10. Quraan (4:138-139)
  11. Ursprünglich: „’Ibaadah vollziehen“.
  12. Quraan (6:56)
  13. Quraan (68:8-9)
  14. Ursprünglich: „ruuh“.
  15. Quraan (58:22)
  16. Ursprünglich: „diin“.
  17. Quraan (60:8)
  18. Ursprünglich: „kufr betrieb“.
  19. Ursprünglich: „kufr“.
  20. Quraan (16:106)
  21. Quraan (5:52)
  22. Ursprünglich: „waliy“.
  23. Quraan (7:3)
  24. Ursprünglich: „waliy“.
  25. Allaah ist größer!
  26. Quraan (17:111)
  27. Quraan (19:5)
  28. Quraan (29:41)
  29. Ursprünglich: „waliy“.
  30. Ursprünglich: „Rukuu’-Vollziehende“, d. h. sie beten, da Rukuu’ das Sichbeugen im rituellen Gebet bezeichnet.
  31. Quraan (5:55)
  32. Paret übersetzt waliy in (3:28), (4:144) und (5:51) mit Freund: „Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden nehmen. Wer das tut, hat keine Gemeinschaft (mehr) mit Allah. Anders ist es, wenn ihr euch vor ihnen wirklich fürchtet. (In diesem Fall seid ihr entschuldigt.) Allah warnt euch vor sich selber. Bei ihm wird es (schließlich alles) enden.“

    „Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden! Wollt ihr (denn, indem ihr das tut) Allah offenkundige Vollmacht geben gegen euch (vorzugehen)?“

    „Ihr Gläubigen! Nehmt euch nicht die Juden und die Christen zu Freunden! Sie sind untereinander Freunde (aber nicht mit euch). Wenn einer von euch sich ihnen anschließt, gehört er zu ihnen (und nicht mehr zu der Gemeinschaft der Gläubigen). Allah leitet das Volk der Frevler nicht recht.“

    Auch die Übersetzung der Ahmadiyya-Sekte und die weitverbreitete Ullmann-Übersetzung über­tragen waliy mit dem Begriff „Freund“.