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Der Genuss von Getränken im Allgemeinen und Rauschmitteln im Speziellen


Grundsätzlich gilt hier ebenfalls die allgemeine Regel, dass alle Getränke halaal sind:

هُوَ ٱلَّذِي خَلَقَ لَكُم مَّا فِي ٱلۡأَرۡضِ جَمِيعٗا

“Er ist Derjenige, Der für euch alles auf der Erde erschuf.” 1

 

وَهُوَ ٱلَّذِيٓ أَرۡسَلَ ٱلرِّيَٰحَ بُشۡرَۢا بَيۡنَ يَدَيۡ رَحۡمَتِهِۦۚ وَأَنزَلۡنَا مِنَ ٱلسَّمَآءِ مَآءٗ طَهُورٗا ٤٨ لِّنُحۡـِۧيَ بِهِۦ بَلۡدَةٗ مَّيۡتٗا وَنُسۡقِيَهُۥ مِمَّا خَلَقۡنَآ أَنۡعَٰمٗا وَأَنَاسِيَّ كَثِيرٗا ٤٩

“Er ist ebenfalls Derjenige, Der die Winde als frohe Botschaft vor Seiner Gnade schickt. Auch lassen Wir vom Himmel reines Wasser fallen, (49) damit Wir mit ihm eine tote Landschaft lebendig machen, und damit Wir es zum Trinken denen geben, die Wir erschufen, den Tieren2 und vielen Menschen.” 2

Damit gilt als halaal alles, was aus der Erde gedeiht bzw. gewonnen wird, wie Früchte bzw. Fruchtsaft oder auch alles, was durch Bewässerung mit Regenwasser heranreift.

Ausgenommen von diesem allgemeinen Grundsatz sind dreierlei:

  • Flüssigkeiten, die dem Körper Schaden zufügen; im speziellen Sinne ist hier Gift gemeint.
  • Flüssigkeiten, die nach der Scharii’ah rituell unrein (nadschis) sind, wie Blut, Urin, Milch von Tieren, deren Fleischverzehr haraam ist oder Flüssigkeiten, die Nadschaasah beinhalten.
  • Flüssigkeiten, die berauschen, unabhängig davon, ob sie Traubenwein (Chamr) sind oder nicht, d. h. ob sie aus Weintrauben oder aus anderen Früchten gewonnen wurden.

يَٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُوٓاْ إِنَّمَا ٱلۡخَمۡرُ وَٱلۡمَيۡسِرُ وَٱلۡأَنصَابُ وَٱلۡأَزۡلَٰمُ رِجۡسٞ مِّنۡ عَمَلِ ٱلشَّيۡطَٰنِ فَٱجۡتَنِبُوهُ لَعَلَّكُمۡ تُفۡلِحُونَ ٩٠

“Ihr, die den Iimaan verinnerlicht habt! Das Berauschende 3, das Glücksspiel, die Opfersteine und Los-Pfeile 4 sind doch nur Unreinheiten aus dem Werke des Satans, so meidet sie, damit ihr erfolgreich werdet!” 5

Der Begriff “meidet sie” hat eine weitreichendere und umfassendere Bedeutung als der Begriff des Tahriim (etwas als haraam/verboten bezeichnen). Denn letzterer umfasst nur das Verbot des Verzehrs, aber nicht den Handel und Gebrauch bzw. den Kontakt damit. Durch den Begriff “meidet sie” ist eindeutig nicht nur der Genuss, sondern ebenso der Handel (Kauf und Verkauf) sowie der Gebrauch bzw. Kontakt mit dem Verbotenen haraam. Auch wenn im Wortlaut der Aayah “nur” Chamr (Wein) als haraam aufgelistet wird, liegt hier ein durch die Sunnah belegter Konsensus der Fiqh-Gelehrten vor, dass unter diesem Begriff auch alle sonstigen berauschenden Getränke subsumiert werden müssen. Dabei berufen sie sich auf folgende zwei Hadiithe:

‏‏كُلُّ مُسْكِرٍ حَرَامٌ.

“Jedes berauschendes Getränk ist haraam.” (AH)

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كُلُّ مُسْكِرٍ خَمْرٌ وَكُلُّ خَمْرٍ حَرَامٌ.

“Alles Berauschende ist Chamr, und alle Chamr-Sorten sind haraam.” (M, AH, I)

Nach allen Fiqh-Gelehrten liegt die ‘Illah (eigentlicher Grund) für das Verbot von Chamr in dessen Rauschwirkung. Durch Al-qiyaas (Analogieschluss) gilt alles als haraam, was über diese gemeinsame ‘Illah verfügt. Für die Einnahme von Rauschmitteln, unabhängig von der Menge und dem Grad des Rauschzustandes, sieht die Scharii’ah eine Strafe vor, die erst vollzogen wird, wenn man nicht mehr im Rauschzustand ist. Der Alkoholgeruch aus dem Mund liefert nach der Scharii’ah keinen eindeutigen Beweis für die Übertretung des Gebots. Muslime, die dieses Gebot verletzt haben, sollen es durch rituelle Reue (Taubah توبة) wiedergutmachen. Sie sollen die Übertretung bereuen, Allaah (ta’aala) um Vergebung bitten und an Arme und Bedürftige spenden.

Ausnahmen zur Verwendung von Alkohol resp. Betäubungsmitteln:

  • Bei Lebensgefahr wie z. B. bei akuter Atemnot, wenn jemand sich verschluckt hat und keine andere Flüssigkeit außer Alkoholischem vorhanden ist, um den Speisebrocken herunterzuspülen.
  • Bei Krankheit, wenn z. B. Medikamente Alkohol (Ethanol) beinhalten; vorausgesetzt, dass es kein alkoholfreies Alternativpräparat gibt.
  • Zur Schmerzlinderung bei onkologischen und frisch operierten Patienten.

 

Notes:

  1. Quraan (2:29)
  2. Quraan (25:48-49)
  3. Ursprünglich: „Chamr“, abgeleitet von chamara: bedecken; Wein; auch jedes Rauschmittel.
  4. Ursprünglich: „Al-azlaam“. Es ist Plural von Al-zalaam: ein Pfeil, mit dem die Araber vor dem Islam ihr Los zogen.
  5. Quraan (5.90)