Die Schrift, welche zur Zeit des Gesandten Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) verwendet wurde, bestand aus Zeichen, die nur das Konsonantengefüge eines Wortes wiedergaben, und auch das nur relativ unklar. Während man heute Buchstaben wie ba ب, ta ت, tha ث, ya ي durch Punkte leicht unterscheiden kann, wurden die Buchstaben damals nur durch einfach gebogene Linien dargestellt.
Beispiel:
Brief, den der Gesandte (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) für das Oberhaupt von Bahrain Al-mundhir Bnu-saawa schreiben ließ:
بسم الله الرحمن الرحيم من محمد رسول الله إلى المنذر بن ساوى سلام عليك فإني أحمد الله إليك الذي لا إله غيره وأشهد أن لا إله إلا الله وأن محمدا عبده ورسوله أما بعد فإني أذكرك الله عز وجل فإنه من ينصح فإنما ينصح لنفسه ويطع رسلي ويتبع أمرهم فقد أطاعني ومن نصح لهم فقد نصح لي وإن رسلي قد أثنوا عليك خير الله وإني قد شفعتك في قومك فاترك للمسلمين ما أسلموا عليه وعفوت عن أهل الذنوب فاقبل منهم وإنك مهما تصلح فلن نعزلك عن عملك ومن أقام على يهوديته أو مجوسيته فعليه الجزية
محمد رسول الله (Inhalt des Briefes mit standardisierter heutiger Schrift)
Aus diesem Schriftsystem entwickelten sich über Jahrhunderte zahlreiche Schrifttypen, wie u. a. kuufi كوفي, magribiy مغربي , nas-ch نسخ, die in der ganzen Welt Verbreitung fanden.
Die spätere Erfindung des Druckens mit normierten Typen hat schließlich dazu beigetragen, der Schrift eine einheitliche, feste Form zu geben.
Die Schrift im Mus–haf erfuhr zwei wichtige Entwicklungen:
– at-taschkiil التشكيل (die Vokalisierung mit Vokalzeichen)
– al-i’dschaam الإعجام (die Punktierung bestimmter Buchstaben)
at-taschkiil التشكيل
Unter at-taschkiil versteht man das Hinzufügen besonderer Hilfszeichen zu den Buchstaben, mit deren Hilfe man die korrekte Aussprache und Betonung erkennt. Diese Zeichen waren in vorislamischer Zeit unbekannt. Grund der Entwicklung dieser Zeichen war die Tatsache, dass viele Muslime nichtarabischen Ursprungs und auch viele ungelehrte arabische Muslime den Mus–haf wegen mangelnder Sprachkompetenz unabsichtlich falsch gelesen haben.
Als der große Taabi’iy und Gelehrte Abul-aswad Ad-du-aliy (-16/606 – 69/688) hörte, wie ein Muslim in Al-basrah die Aayah (9:3) falsch rezitierte und dabei deren Bedeutung völlig entstellte 1, beschloss er zu handeln und besondere Vokalzeichen in Form von Punkten zu entwickeln und einzuführen, um solchen Fehlern vorzubeugen.
al-i’dschaam الإعجام
Unter al-i’dschaam versteht man das Hinzufügen von Punkten zu den gleich aussehenden Buchstaben, um sie voneinander zu unterscheiden und Verwechslungen bei den (Lese-)Anfängern und Ungelehrten vorzubeugen. Die Vokalisation war im Gegensatz zu at-taschkiil bereits in vorislamischer Zeit bekannt, obgleich sie nicht verbreitet war und nur selten verwendet wurde.
Die ersten Masaahif wurden zur Zeit von ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) ohne taschkiil und ohne i’dschaam niedergeschrieben. Erst während der Herrschaftszeit des fünften Chaliifah der Umayyaden, عبد الملك بن مروان ‘Abdulmalik Bnu-marwaan (66/685 – 86/705) und der Statthalterschaft von Al-hadschaadsch Bnu-yuusuf Ath-thaqafiy
الحجاج بن يوسف الثقفي im Irak gab es Masaahif mit taschkiil und i’dschaam.
Schreibmaterial bei ersten Masaahif
Fast alle frühen Mus–haf-Manuskripte wurden auf bearbeiteter Tierhaut (Pergament) geschrieben. Die Tinte wurde aus Ruß hergestellt.
Notes:
- Dieser ungelehrte Muslim sprach anstelle von „أَنَّ اللَّهَ بَرِيءٌ مِنَ الْمُشْرِكِينَ وَرَسُولُهُ, dass Allaah Sich doch von den Polytheisten losgesagt hat, sowie Sein Gesandter“ die Endung des letzten Wortes falsch mit folgender Bedeutung: „أَنَّ اللَّهَ بَرِيءٌ مِنَ الْمُشْرِكِينَ وَرَسِولِهِ, dass Allaah Sich doch von den Polytheisten losgesagt hat, sowie von Seinem Gesandten“. ↩