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Darstellung der Entwicklungsetapen der Osmanischen


Ereignisse der Frühzeit (594-681/1198-1282)

Die osmanische Geschichte beginnt mit dem Stammvater Ertoghrul, der in Ahlat (in der Gegend von Mardin) geboren wurde. Nach heutigen Quellen war sein Vater Gündüz Alp aus dem Kayi Clan, einer Untergruppe des Oghuz-Stammesverbandes.

Bereits zur Zeit des Seldschukenherrschers Toghrul bzw. Alp Arslan, ca. 150 Jahre vor Ertoghruls Geburt, waren seine Vorfahren wie viele andere Turkmenen vor ihnen durch die mongolischen Invasionen nach Nordanatolien verdrängt worden und beteiligten sich dort an den Feldzügen der Seldschuken gegen die Byzantiner. Später wurden die Ayyubiden ihre direkten Lehnsherren, aber mit der mongolischen Invasion in Nordanatolien bis zu Nordsyrien hin mussten sie von Ahlat nach Mardin ziehen. Nachdem Ertoghrul Anführer einer Clan-Gruppe geworden war, musste er weiter in den Westen fliehen und kam im Alter von ca. 36 Jahren – um 631/1234 – in die Gegend von Sivas. Dort wurden er und seine Kriegerverbände der späteren Überlieferung nach Zeuge einer Schlacht zwischen mongolischen Truppen der Goldenen Horde einerseits und Truppen des Rum-Seldschukensultans Alaeddin Kaykobad. Nach kurzer Beratung mit seinen Stammesführern kamen die Krieger Ertoghruls den Seldschuken zu Hilfe, und nach gewonnener Schlacht verlieh ihnen Kaykobad zum Lohn für ihre Waffenhilfe ein kleines Lehen bei dem Ort Karadagh (in der Nähe von Ankara), um sich dort als Grenzkrieger ansässig zu machen. Bald darauf erbat Ertoghrul von dem Seldschukensultan ein Krieger-Grenzlehen (Uç beylik), da nur ein solches Aussicht auf Gebietserweiterung und Beuteerträge hatte. Darauf gab man ihm die Region um Söghüt (damals noch byzantinisch) und die dazugehörige Umgebung, von der aus sie sich nach dem Willen der seldschukischen Lehnsherren sinnvoll einfügen sollten. Diese letzten Rum-Seldschuken waren ihrerseits abhängig von der Großmacht der mittlerweile islamisierten, mongolischstämmigen Ilkhane, die den Irak und Iran regierten, hielten sich aber gerade durch das System der Krieger-Grenzlehen über Wasser.

Das ursprüngliche Gebiet des Stammes Osman umfasste nur eine sehr kleine Region rund um Söghüt, war also ohne bedeutende größere Städte. Nach weiteren Erfolgen und für die Seldschuken gewonnenen Schlachten wurde Ertoghrul auch das Herrschaftsrecht über Sögüt, Eskisehir und Karahisar übertragen. Als Winterresidenz des Ertoghrul wurde Söghüt gewählt (folglich die erste osmanische Hauptstadt); aufgrund der halbnomadisierenden Lebensweise wurde im Sommer (Weidezeit) die Region um Domanic genutzt. Diese frühe osmanische Region war umschlossen von wesentlich mächtigeren, rivalisierenden turkmenischen Emiraten:

  • Im Norden die Emirate von Isfendiar und Kastamonu
  • Im Osten das Emirat von Ankara, die Gebiete der Seldschuken-Sultaane von Rum
  • Im Westen die Emirate von Karasi, Aydin und Saruhan
  • Im Süden zunächst das Emirat von Germiyan, weiter die Emirate Sahib Ata, Esref und Karaman.

Alle diese Emirate verfügten über größere Truppen und bessere finanzielle Möglichkeiten als die frühen Osmanen (wegen der von ihnen beherrschten Städte und den damit verbundenen Einnahmen), sodass sich als einziger Weg der Vergrößerung den Stammeskriegern des Ertoghrul nur der Küstenbereich des byzantinischen Reiches, der sich östlich von Byzanz bis an die Grenze von Trapezunt erstreckte, anbot. Allerdings schlossen sich wegen des steigenden Erfolges von Ertoghrul viele weitere Grenzfürsten (Uç-Beys) der Kayi an, sodass der Clan des Ertoghul in Westanatolien immer stärker wurde.

Formal waren Ertoghrul und seine Stammesführer als Vasallen der Rum-Seldschuken eingebunden in eine Föderation mit den ebenfalls den Seldschuken verbundenen nord- und ostanatolischen Emiraten. Als zweiter Machtblock hatten sich die süd- und westanatolischen Emirate konsolidiert, die sich als unabhängige Fürstentümer verstanden und den ostanatolischen Emiraten eher skeptisch gegenüberstanden.