Die wichtigsten Unterschiede sind Folgende:
- Die Regeln von Usuulul-fiqh wurden mit Imaam Asch-schaafi’iy sehr früh bekannt und verbreitet, während die Fiqh-Regeln sich später entwickelten und von den jeweiligen Fiqh-Schulen geprägt wurden.
- Die Regeln von Usuulul-fiqh stammen mehrheitlich aus der Sprachanalyse und aus der arabischen Grammatik, während die Fiqh-Regeln aus den Scharii’ah-Geboten und den Fiqh-Fragen stammen.
- Die Regeln von Usuulul-fiqh werden von Al-mudschtahid angewendet, um mit deren Hilfe die Fiqh-Gebote abzuleiten, während die Fiqh-Regeln von Al-faqiih, Al-mufti oder Fiqh-Studier-enden angewendet werden, um die Scharii’ah-Kategorisierung der einzelnen Fiqh-Fragen festzustellen.
- Die Regeln von Usuulul-fiqh sind allgemein und umfassen sämtliche Unterbereiche des Gebiets ihrer Anwendung. Sie sind zudem beständig und nicht veränderlich, während die Fiqh-Regeln trotz ihres übergeordneten Charakters viele Ausnahmen beinhalten, die sich wiederum zu eigenständigen Regeln oder zu Unterregeln entwickeln. Die Fiqh-Regeln sind zudem nicht beständig, sie verändern sich beispielsweise in allen Angelegenheiten, die auf ‘urf (Tradition bzw. Sitte) oder sad-dudh-dharaai’ سد الذرائع (Unterbindung von Vorwänden z), etc. basieren.
Der maalikitische Imaam Al-qaraafiyالقرافي (626/1229-684/1285) stellte in seinem Buch (al-furuuq الفروق) sowohl die Regeln von Usuulul-fiqh als auch die Fiqh-Regeln zusammen. Gleiches tat der schaafi’itsche Imaam As-suyuutiy السيوطي (849/1445-911/1505) in seinem Buch (al-aschbaahu wan-nadhaair الأشباه والنظائر), so auch der hanafitische Imaam Ibnu-nudschaim إبن نجيم (926/1520-970/ 1563) in seinem gleichlautenden Buch (al-aschbaahu wan-nadhaair والنظائر الأشباه) und der hanbalitische Imaam Ibnul-lah-haam إبن اللحام (752/ 1351-803/1401) in seinem Buch (al-qawaa’idu wal-fawaaidul-usuuliy-yah القواعد والفوائد الأصولية).