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Die Gebetsrufe (al-adhaan und al-iqaamah الأذان والإقامة)


Al-adhaan, der Gebetsruf

Der Adhaan ist die Ankündigung des Beginns der Gebetszeiten der rituellen Fünf-Gebete. Er wird langsam, melodisch und laut ausgerufen:

اللَّهُ أَكْبَرُ اللَّهُ أَكْبَرُ، اللَّهُ أَكْبَرُ اللَّهُ أَكْبَرُ

al-laahu akbarul-laahu akbar, al-laahu akbarul-laahu akbar

Allaah ist größer, Allaah ist größer,

Allaah ist größer, Allaah ist größer!

أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا اللَّهُ، أَشْهَدُ أَنْ لَا إِلَهَ إِلَّا اللَّهُ

asch-hadu anla ilaaha il-lal-laah, asch-hadu anla ilaaha il-lal-laah

Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allaah gibt!

Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allaah gibt!

أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ اللَّهِ، أَشْهَدُ أَنَّ مُحَمَّدًا رَسُولُ اللَّهِ

asch-hadu an-na muham-madan rasuulul-laah

asch-hadu an-na muham-madan rasuulul-laah

Ich bezeuge, dass Muhammad Allaahs Gesandter ist!

Ich bezeuge, dass Muhammad Allaahs Gesandter ist!

حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ، حَيَّ عَلَى الصَّلَاةِ

hai-ya ‘alassalaah, hai-ya ‘alassalaah

Auf zum Gebet, auf zum Gebet!

حَيَّ عَلَى الْفَلَاحِ، حَيَّ عَلَى الْفَلَاحِ

hai-ya ‘alal-falaah, hai-ya ‘alal-falaah

Auf zum Erfolg, auf zum Erfolg!

اللَّهُ أَكْبَرُ، اللَّهُ أَكْبَرُ

al-lahu akbar, al-lahu akbar

Allaah ist größer, Allaah ist größer!

لَا إِلَهَ إِلَّا اللَّهُ

la ilaaha il-lal-laah

Es gibt keinen Gott außer Allaah! (A, B, H, M)

Al-iqaamah

Die Iqaamah ist der zweite Gebetsruf, der den unmittelbaren Beginn des Pflichtgebetes ankündigt. Sie wird schnell und im normalen Tonfall gesprochen und hat verschiedene Variationen nach den Fiqh-Schulen:

Nach Imaam Abu-haniifah unterscheidet sich der Wortlaut der Iqaamah vom Adhaan nur wie folgt: Nach dem zweiten Aussprechen von “hai-ya ‘alal-falaah” wird zweimal “qad qaamatissalaah قَدْ قَامَتِ الصَّلَاةُ das Gebet beginnt!” eingefügt.

Nach den anderen Fiqh-Schulen sind weniger Wiederholungen notwendig, so dass die Iqaamah den folgenden Wortlaut erhält:

 

al-laahu akbarul-laahu akbar

asch-hadu anla ilaaha il-lal-laah

asch-hadu an-na muham-madan rasuulul-laah

hai-ya ‘alassalaah, hai-ya ‘alal-falaah

qad qaamatissalaah, qad qaamatissalaah

al-laahu akbarul-laahu akbar

la ilaaha il-lal-laah

(A, N, T)

Bemerkungen zum Adhaan und Iqaamah:

  • Das Ausrufen von Adhaan und Iqaamah ist Sunnah-muakkadah sowohl für den Einzelnen, als auch beim Gebet in der Gemeinschaft; nach Imaam Ahmad ist Adhaan Fardu-kifaayah فرض كفاية.
    Mit Sunnah-muakkadah wird eine Handlung bezeichnet, die der Gesandte (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) meistens praktizierte, obwohl sie keine Pflichthandlung darstellt. Wer sie nicht befolgt, sündigt nicht; wer sie praktiziert, wird dafür von Allaah (ta’aala) belohnt.
    Fardu-kifaayah ist eine kollektive Pflicht der gesamten islamischen Gemeinschaft und keine individuelle Pflicht. Um sie zu erfüllen, reicht es aus, dass eine Gruppe stellvertretend für die Gemeinschaft ihr nachkommt. Sollte dieser Pflicht nicht Genüge getan werden, sündigt die gesamte Gemeinschaft.
    Nach Imaam Maalik sind der Adhaan und die Iqaamah beim Gemeinschaftsgebet in der Moschee eine Pflichthandlung.
  • Entsprechend der Sunnah soll man dem Adhaan zuhören und dem Gebetsrufer mu-adh-dhin مؤذن (dt. Muezzin) die einzelnen Sätze leise nachsprechen. Bei den Sätzen “hai-ya ‘alassalaah” und “hai-ya ‘alal-falaah“, soll man jedoch antworten mit:

لَا حَوْلَ وَلَا قُوَّةَ إِلَّا بِاللَّهِ.

la haula wa la quw-wata il-la bil-laah

“Es gibt weder Macht noch Kraft außer bei Allaah!” (B, M)

  • Nach Beendigung des Adhaan soll man folgende Bittgebete sprechen:

اللَّهُمَّ صَلِّ وَسَلِّم عَلَى سَيدِنَا مُحَمَّد.

al-laahum-ma sal-li wa sal-lim ‘ala say-yidina muham-mad.

Allaah, schenke unserem Oberhaupt Muhammad Deine Gnade und Deinen Frieden. (B, M)

اللَّهُمَّ رَبَّ هَذِهِ الدَّعْوَةِ التَّامَّةِ وَالصَّلَاةِ الْقَائِمَةِ آتِ مُحَمَّدًا الْوَسِيلَةَ وَالْفَضِيلَةَ وَابْعَثْهُ مَقَامًا مَحْمُودًا الَّذِي وَعَدْتَهُ.

al-laahum-ma rab-ba haadhihid-da’watit-taam-mah wassalaatil-qaa-imah aati muham-madan al-wasiilata wal-fadiilah, wab’ath-hu maqaaman mah-muudanil-ladhi wa-‘ad-tah.

“Allaah! Herr dieses vollkommenen Aufrufs und des ausgerufenen Gebets, schenke Muhammad die höchste Stufe im Paradies und den Vorzug, und gewähre ihm eine schöne Stellung (am Jüngsten Tag), die Du ihm versprochen hast.” (B)

  • Beim Adhaan zum Frühgebet wird nach der zweiten Wiederholung von “hai-ya ‘alal-falaah” zweimal “assalaatu chairun minan-naum, الصَّلَاةُ خَيْرٌ مِنَ النَّوْمِ, das Gebet ist besser als das Schlafen” hinzugefügt.
  • Gemäß der Sunnah soll man zwischen dem Adhaan und der Iqaamah so viele Bittgebete (du’a) wie möglich sprechen.
  • Es ist Sunnah nach dem Adhaan und vor der Iqaamah, so lange zu warten, bis die Mehrheit der Betenden versammelt ist. Die Betenden stellen sich zum Gebet auf, wenn bei der Iqaamah der Satz “qad qaamatissalaah قَدْ قَامَتِ الصَّلَاةُ” rezitiert wird.
  • Wer ein Gebet nicht rechtzeitig betet, soll auch beim Nachholen seiner Gebete den Adhaan und die Iqaamah sprechen.
  • Es ist nicht verboten, zwischen der Iqaamah und dem Gebet eine kurze Pause zu machen oder zu sprechen. Sie muss nicht wiederholt werden, auch wenn diese Pause lang war.
  • Frauen können für Frauen den Adhaan oder die Iqaamah ausrufen, so wie es ‘Aischah (radial-laahu ‘anha), die Ehefrau des Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam), berichtete. Die Schafi’iiten und Maalikiiten bewerten unter Frauen nur den Ausruf der Iqaamah und nicht den Ausruf von Adhaan als eine Soll-Handlung. Die Hanafiiten bewerten beides als Soll-Nicht-Handlungen.

عن عائشة أنها كانت تؤذن وتقيم وتؤم النساء وتقوم وسطهن.

“Es wurde über ‘Aischah (radial-laahu ‘anha) überliefert, dass sie den Gebetsruf (Adhaan) und den Aufruf zum Gebet (Iqaamah) zu rufen sowie das rituelle Gebet als Imaam zu leiten und in der Mitte der Frauen zu stehen pflegte.” (Al-haakim und Al-baihaqi)

  • Man soll bei beiden Gebetsrufen die Richtung nach Makkah einnehmen.
  • In Anwesenheit von Männern muss der Gebetsrufer ein Mann sein. Die Hanafiitische Schule sieht jedoch keine Notwendigkeit zur Wiederholung des Gebetsrufs (Adhaan), nachdem er von einer Frau in Anwesenheit von Männern ausgerufen wurde.