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Pahlavi-Herrschaft (1925-79)


In den 20er Jahren putschte sich Reza Chan, Oberst einer Kosakenbrigade, an die Macht. Das Parlament beschloss 1925 die Absetzung des letzten Kadscharen-Herrschers. 1925 wird Reza der neue Schaah und etabliert zum ersten Mal seit Jahrhunderten eine iranischstämmige Dynastie. Sie wird nach der alten persischen Sprachform “Pahlavi” genannt.

Parallel und fast zeitgleich zu den Entwicklungen in der Türkei unter Mustafa Kemal Atatürk leitet auch Reza Schaah eine Phase der raschen aber überstürzt von oben verordneten Modernisierung ein. Der Iran soll nach türkischen Vorbild ein moderner säkularer Nationalstaat werden, in dem der Religion maximal ein Freiraum im Privaten gewährt wird. Auf der einen Seite werden die wirtschaftliche Umgestaltung, sowie der Ausbau von Industrie und Landwirtschaft forciert, auf der anderen Seite maßt sich der neue Staat an, dem Bürger eine eigene als “rein iranisch” definierte Identität vorzuschreiben. Das Rechtssystem wird auf Übernahmen europäischer Gesetzeswerke aufgebaut; das Schulwesen verstaatlicht, Universitäten errichtet, auch Kleidervorschriften erlassen, die den Iran aus seiner als rückschrittlich angesehenen islamisch-arabischen Vergangenheit herauslösen sollen.

Zu Konflikten kam es auch mit teilweise bewaffneten und quasi autonom lebenden Nomadenverbänden, die zu Beginn der Pahlavi-Herrschaft einen erheblichen Teil der Bevölkerung ausmachten. Um staatliche Kontrolle zu gewährleisten, wurden diese sesshaft gemacht; verheerende ökonomische und humanitäre Katastrophen in Kauf genommen. An Stelle des schiitischen Islam sollte als neue Identität der iranische Nationalismus treten. Bewusst wurden vorislamische Symboliken wiederbelebt. Auch der lange nicht gebräuchliche Name “Iran” (Jahrhunderte wurde von Persien/Fars gesprochen) wird erst 1934 eingeführt. Im zweiten Weltkrieg stellte sich Reza Schaah gegen die Großmächte und sympathisierte mit dem Deutschen Reich, worauf es 1941 zum Einmarsch britischer und sowjetischer Truppen kam. Der Schaah musste abdanken und das Land verlassen. An seine Stelle trat sein Sohn Mohammed Reza Schaah (1941-79). 1946 endete bereits offiziell die Besetzung des Landes und der neue Schaah erwies sich als verlässlicher Verbündeter des Westens in der neuen Phase des Kalten Krieges.

In der Nachkriegszeit wurde die von oben verordnete Modernisierung weiter forciert und demokratische Strukturen nicht zugelassen. Symbolisch waren die prunkvollen 2500-Jahr-Feiern der iranischen Monarchie 1971. Die Pahlavi-Regierung versuchte sich damit in eine konstruierte Kontinuität glorreicher iranischer Dynastien einzureihen, die angeblich seit den Achämeniden (6. Jh.) Bestand hätten. Die islamische Zeit und die Eroberung durch die Sahaabah konnten in diesem Geschichtsbild nur störendes Intermezzo und Unfall der Geschichte sein. Mohammed Reza ging so weit, den islamischen Kalender durch eine neue Zeitrechnung zu ersetzen, die mit der Thronbesteigung Kyros des Großen (gest. 530) datiert wurde.