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Mehmed IV. (1058-1098/1648–1687)


In den Jahren von 1648 bis 1651 regierte die Sultaansmutter Kösem de facto an Stelle ihres minderjährigen Sohnes Mehmed IV. Dadurch entstanden machtpolitische Lücken, die von 1649 bis 1651 zur Vorherrschaft und teilweise Willkürherrschaft der Janitscharen in Istanbul führten und es den verbliebenen Celali-Lehensnehmern in den asiatischen Provinzen ermöglichten, sich quasi selbständig zu machen. Dies führte in den nächsten 4 Jahren (bis 1655) zu katastrophalen anarchischen Zuständen in der Hauptstadt Istanbul, zumal die venezianische Blockade der Dardanellen fortgesetzt wurde und sich die Versorgungslage der Stadt verschlechterte.

Erst 1656 konnte durch die Ernennung des neuen, äußerst fähigen Großwesirs Mehmed Köprülü eine Wendung der Lage erreicht werden; er wurde mit weit reichenden Machtbefugnissen zum Großwesir ernannt und behielt bis 1661 dieses Amt. Zu seinen Errungenschaften zählte die Wiederherstellung der zentralen Staatsgewalt über die Janitscharen, die Aufhebung der venezianische Seeblockade und die erneute Kontrolle über die östlichen Provinzen, sowie die Wiederherstellung der osmanischen Staatsgewalt über Transsylvanien und die Walachei, was er bis 1659 erreichte.

1661 folgte ihm Fazil Ahmed Köprülü als Großwesir nach, und auch dieser konnte noch etliche Erfolge für die Osmanen erreichen, insbesondere im Krieg mit den Habsburgern seit 1663 und einem vorteilhaften Kriegsschluss mit Venedig, durch den die Festung Kandia den Osmanen übergeben und ganz Kreta zur osmanischen Provinz wurde. Auch gegen Polen konnte er Erfolge verbuchen, indem Gebiete in Podolien eingenommen wurden und somit 1676 die größte Ausdehnung des osmanischen Reichsterritoriums überhaupt erreicht wurde.

Dieser Aufwind verfliegt aber mit seiner Absetzung und der Ernennung von Kara Mustafa zum Großwesir (im Amt von 1676 bis 1683). Sowohl Russland als auch Frankreich greifen verschiedene osmanische Gebiete an, wobei die Lage für die Osmanen zumindest neutral bleibt; doch mit der Niederlage der Osmanen 1683 bei der zweiten Belagerung Wiens und der folgenden Niederlage der Osmanen am Kahlenberg begann der Westteil des Osmanischen Reiches zu bröckeln.

Als 1684 die “Heilige Liga” durch den Kaiser von Habsburg, den polnischen König, den Papst und Venedig gebildet wurde, hatte der Papst dies bewusst gegen die Osmanen initiiert. Ziel war ein gesamt-westeuropäisches Bündnis mit dem Ziel, die osmanischen Gebiete auf dem europäischen Kontinent zurückzuerobern. 1686 fiel die Stadt Buda an die verbündeten europäischen Truppen, und es werden bewusst keine Gefangenen gemacht, auch die muslimische Zivilbevölkerung wird dezimiert. Bald darauf tritt Russland der Koalition aus Kalkül bei, obwohl der religiöse Anspruch des Papstes ein Hindernis für Russlands Selbstverständnis darstellt. Nach einem Angriff Venedigs auf die Morea und einer verlustreichen 2. Schlacht von Mohács 1687 rebelliert die Armee und erzwingt die Absetzung von Mehmed IV.