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Ende des iranischen „Zwischenspiels“


So stark auch die kulturelle Wirkmacht der iranischen Renaissance war, so kurz war sie politisch. “Rein” iranische Dynastien – so man überhaupt von reiner Abstammung in einer multiethnischen Gesellschaft sprechen kann – gab es nach dem 11. Jh. für lange Zeit nicht mehr. Abgelöst wurden sie von einer Reihe turkstämmiger Herrscherfamilien, die praktisch das folgende Jahrtausend über die politischen Geschicke des iranischen Kerngebiets lenkten. Während z. B. unter den Seldschuken die Militärverwaltung türkisch war, blieb die Zivilverwaltung weitgehend in iranischer Hand. Eine Veränderung der ethnischen Struktur bedeutete dies nur insofern, als sich regional starke türkische Minderheiten herausbildeten, so dass den Turksprachen bis heute nach dem Persischen die weiteste Verbreitung im Iran zukommt. 1
In kompakten Siedlungsgebieten breiteten sich türkische Ortsnamen aus. Die herrschenden Turkdynastien unternahmen jedoch keineswegs planmäßig den Versuch, das Persische zu verdrängen. Dazu hatte das Persische mittlerweile viel zu sehr den Charakter eines überethnischen und kulturprägenden Mediums angenommen, von dessen Prestige die Eliten profitieren wollten. Wer unter den Herrschern als gebildet gelten wollte, musste sich als Mäzen des Persischen betätigen.

Diese Tatsache wurde völlig pragmatisch von den folgenden Dynastien übernommen, deren wichtigste folgende sind:

  • Die Ghaznawiden (366-582/977-1186)
    Die Ghaznawiden mit Zentrum in Afghanistan, Ostiran (Chorasan), Chorezm (Chuwaarizm) und Teilen Nordindiens. Der Einfluss iranischer Herrschaftsvorstellungen zeigt sich, dass die Ghaznawiden als überzeugte Muslime und Sunniten eine angebliche Abstammung vom letzten persischen Sasaniden-Herrscher Yazdegerd III. (reg. 11-30/633-651) behaupteten.
  • Seldschuken (431-590/1040-1194)
    Die Seldschuken stammten ursprünglich aus den Gebieten nördlich des Aralsees und des Kaspischen Meeres und hatten sich Ende des 4. Jhs./10. Jhs. dem Islam zugewandt. Sie besiegten die Ghaznawiden und weiter im Westen die Buyiden, so dass sie praktisch den gesamten Iran und Teile der Nachbarländer beherrschten. Bedeutend ist ihre Eroberung des Gebietes von “Rum”, wie es im Arabischen Anatolien als Herzland des öströmischen (=byzantinischen) Reiches genannt wurde. Dies geschah 463/1071 in der Schlacht von Malazgirt (armen. Mantzikert, in der Nähe des Van-Sees). Die erste Islamisierung (abgesehen von den in der Sahaabah-Zeit eroberten Gebieten Südostanatoliens) geht auf sie zurück. Aus dieser, auch Großseldschuken genannten, Dynastie ging der Seitenzweig der Rumseldschuken hervor, die sich im Jahre 473/1081 in Anatolien selbstständig machten. Vom Mongolensturm im 6. Jh./13. Jh. stark geschwächt konnten sie jedoch bis 706/1307 von Konya aus regieren.

Notes:

  1. Aserbaidschanisch im NW mit 25%, Turkmenisch im N und andere Turksprachen im Landesinneren.