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Der Abfall vom Islam


Ein Iimaan-Bekennender bzw. Muslim, der bewusst und freiwillig Aussagen tätigt oder Handlungen vollbringt, die gegen die unabdingbaren Fundamente des Islam und insbesondere gegen die eindeutigen Iimaan-Inhalte der schahaadah (des Islam-Bekenntnisses) verstoßen, ist ein murtadd مرتد (Abtrünniger vom Islam) und fällt vom Islam ab.

إِنَّ ٱللَّهَ لَا يَغۡفِرُ أَن يُشۡرَكَ بِهِۦ وَيَغۡفِرُ مَا دُونَ ذَٰلِكَ لِمَن يَشَآءُۚ وَمَن يُشۡرِكۡ بِٱللَّهِ فَقَدِ ٱفۡتَرَىٰٓ إِثۡمًا عَظِيمًا ٤٨

Allaah vergibt nie, dass Ihm gegenüber Polytheismus betrieben wird! Doch Er vergibt, was (an Verfehlungen) geringer ist als dies, wem Er will. Wer Polytheismus Allaah gegenüber betreibt, der hat bereits eine übergroße Verfehlung erfunden. 1

Der Abfall vom Islam bzw. die Annullierung der schahaadah wird durch folgende Verfehlungen bewirkt:

  • Verleugnung von at-tauhiid
    Darunter fallen alle Personen, die sich selbst zu Herren bzw. Herrschern erklären oder behaupten, die Verfügungsgewalt über Dinge zu besitzen, die ausschließlich Allaah (ta’aala) geben oder nehmen kann (Leben, Tod, rizq, etc.).
    Weiterhin gehören dazu alle Personen, die sich weigern, die Einheit und Einzigkeit Allaahs anzuerkennen. Hierunter fällt die größte Anzahl der Nicht-Muslime, insbesondere Glaubensrichtungen, welche die Verherrlichung, Lobpreisung und Anbetung des Schöpfers nicht ausschließlich auf Allaah (ta’aala) beschränken, und die rituellen Handlungen nicht ausschließlich für Allaah (ta’aala) verrichten. Mit dieser Einstellung und diesem Verhalten annullieren sie die schahaadah in zwei Hinsichten:
    – Sie verleugnen die Verpflichtung, Allaah (ta’aala) allein zu dienen.
    – Sie bestätigen die Anbetung anderer Geschöpfe.
    Jeder, der anderen außer Allaah (ta’aala) z. B. sein Leben anvertraut, andere anbetet, für andere betend niederkniet, fällt vom Islam ab.
  • Annullierung, Verleugnung oder Verfälschung der Namen oder der Attribute Allaahs, sowie Missfallen an Seiner Lobpreisung, Seinen Propheten oder an der Rezitation des Quraan.

وَلِلَّهِ ٱلۡأَسۡمَآءُ ٱلۡحُسۡنَىٰ فَٱدۡعُوهُ بِهَاۖ وَذَرُواْ ٱلَّذِينَ يُلۡحِدُونَ فِيٓ أَسۡمَٰٓئِهِۦۚ سَيُجۡزَوۡنَ مَا كَانُواْ يَعۡمَلُونَ ١٨٠

Allaah hat die schönsten Namen, so benennt Ihn damit. Lasst ab von denjenigen, die Seine Namen entstellen. Ihnen wird das vergolten, was sie zu tun pflegten. 2

وَإِذَا تُتۡلَىٰ عَلَيۡهِمۡ ءَايَٰتُنَا بَيِّنَٰتٖ تَعۡرِفُ فِي وُجُوهِ ٱلَّذِينَ كَفَرُواْ ٱلۡمُنكَرَۖ يَكَادُونَ يَسۡطُونَ بِٱلَّذِينَ يَتۡلُونَ عَلَيۡهِمۡ ءَايَٰتِنَاۗ قُلۡ أَفَأُنَبِّئُكُم بِشَرّٖ مِّن ذَٰلِكُمُۚ ٱلنَّارُ وَعَدَهَا ٱللَّهُ ٱلَّذِينَ كَفَرُواْۖ وَبِئۡسَ ٱلۡمَصِيرُ ٧٢

Wenn ihnen Unsere Worte in Klarheit vorgetragen werden, erkennst du die Missbilligung in den Gesichtern derjenigen, die leugneten 3. Beinahe würden sie herfallen über diejenigen, die ihnen Unsere Worte vortragen. Sag: ‚Soll ich euch über Schlimmeres als das berichten? Das Feuer versprach Allaah denjenigen, die leugneten2.’ Erbärmlich ist das Werden. 4

  • Verleugnung des Prophetentums und der Gesandtschaft des Gesandten Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) bzw. seiner Botschaft
    Darunter fallen alle Personen, die unwahre Behauptungen über den Gesandten Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) oder über seine Botschaft verbreiten, seine Gesandtschaft verleugnen, ihn abwerten oder verspotten. Weiterhin gehören dazu solche, die irgendetwas von dem Quraan, der Mutawaatir-Sunnah und dem Verborgenen verleugnen, das er (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) in eindeutiger gesicherter Art übermittelt hat.
    Personen, die dies aus Unkenntnis tun, bleiben Muslime.
  • Verleugnung der Scharii’ah-Gebote
    Darunter fallen alle Personen, die behaupten, das Recht und die Fähigkeit zu besitzen, Gebote in Bereichen zu erlassen, die nur durch Allaah (ta’aala) direkt geregelt werden, wie z. B. Bestimmung der rituellen Handlungen. Solche Menschen heißen im Islam taaghuut طاغوت.

لَآ إِكۡرَاهَ فِي ٱلدِّينِۖ قَد تَّبَيَّنَ ٱلرُّشۡدُ مِنَ ٱلۡغَيِّۚ فَمَن يَكۡفُرۡ بِٱلطَّٰغُوتِ وَيُؤۡمِنۢ بِٱللَّهِ فَقَدِ ٱسۡتَمۡسَكَ بِٱلۡعُرۡوَةِ ٱلۡوُثۡقَىٰ لَا ٱنفِصَامَ لَهَاۗ وَٱللَّهُ سَمِيعٌ عَلِيمٌ ٢٥٦

Es darf keinen Zwang zum Islam 5 geben, denn das Richtige ist dem Irrgang gegenüber deutlich geworden! Wer vom Falschen 6 ablässt 7 und den Iimaan an Allaah verinnerlicht, der hat sich bereits am sichersten Griff gehalten, bei dem es kein Abreißen gibt! Allaah ist allhörend, allwissend. 8

  • Akzeptanz oder Unterstützung von kufr
    Folgende Denk- und Verhaltensweisen sind ein Indiz für Akzeptanz und Unterstützung von kufr und führen zum Abfall vom Islam:
    – Die verbale und nonverbale Bagatellisierung anti-islamischer Denk- und Verhaltensweisen, wie Nicht-Benennung von Atheisten oder Polytheisten als kaafir sowie jede Art von muwaalaah 9 mit ihnen (Ausnahme in lebensbedrohlichen ausweglosen Konfliktsituation)

žلَّا يَتَّخِذِ ٱلۡمُؤۡمِنُونَ ٱلۡكَٰفِرِينَ أَوۡلِيَآءَ مِن دُونِ ٱلۡمُؤۡمِنِينَۖ وَمَن يَفۡعَلۡ ذَٰلِكَ فَلَيۡسَ مِنَ ٱللَّهِ فِي شَيۡءٍ إِلَّآ أَن تَتَّقُواْ مِنۡهُمۡ تُقَىٰةٗۗ وَيُحَذِّرُكُمُ ٱللَّهُ نَفۡسَهُۥۗ وَإِلَى ٱللَّهِ ٱلۡمَصِيرُ ٢٨

Die Iimaan-Bekennenden dürfen sich die Leugner 10 nicht als Verbündete 11 anstelle der Iimaan-Bekennenden nehmen! – Wer dies tut, der hat nichts mit Allaah gemeinsam, außer wenn ihr euch vor ihnen wirklich schützen müsst. Allaah warnt euch vor Seiner Peinigung. Zu Allaah ist das Werden. 12

– Verleugnung oder Verspottung von eindeutigen Inhalten des Islam sowie freiwilliges Verweilen in Gesellschaften, die den Islam oder die Zeichen Allaahs verspotten.

وَإِذَا رَأَيۡتَ ٱلَّذِينَ يَخُوضُونَ فِيٓ ءَايَٰتِنَا فَأَعۡرِضۡ عَنۡهُمۡ حَتَّىٰ يَخُوضُواْ فِي حَدِيثٍ غَيۡرِهِۦۚ وَإِمَّا يُنسِيَنَّكَ ٱلشَّيۡطَٰنُ فَلَا تَقۡعُدۡ بَعۡدَ ٱلذِّكۡرَىٰ مَعَ ٱلۡقَوۡمِ ٱلظَّٰلِمِينَ ٦٨

Solltest du denjenigen begegnen, die über Unsere Worte 13 lästern, so wende dich von ihnen so lange ab, bis sie zu einem anderen Thema übergehen. Sollte der Satan dich dies vergessen lassen, so sitze nach der Erinnerung nicht länger mit den Leuten, die Unrecht begehen! 14

Notes:

  1. Quraan (4:48)
  2. Quraan (7:180)
  3. Ursprünglich: „kufr betrieben“.
  4. Quraan (22:72)
  5. Ursprünglich: „ad-diin“. Es bezeichnet fachspezifisch die sowohl im Religiösen als auch im Profanen von Allaah (ta’aala) gebotene Lebensweise (siehe Glossar). Es ist auch ein Synonym für den „Islam“, siehe (9:33) und (3:19), was durch den Hinabsendungsanlass dieser Aayah und die grammatikalische Form (atta’rifu lil-’ahd) unterstrichen wird.
  6. Ursprünglich: attaaghuut: eine Bezeichnung für alles Falsche, sei es etwas Angebetetes oder nicht, Satan, Götzen, etc.
  7. Ursprünglich: „kufr betrieb“.
  8. Quraan (2:256), siehe auch (42 :21)
  9. Siehe die ausführliche Erklärung von muwaalaah unter dem entsprechenden Punkt.
  10. Ursprünglich: „kufr-Betreibende“.
  11. Ursprünglich: „waliy“ Plural „auliyaa’“.
  12. Quraan (3:28)
  13. Im Original aayaat: aayaat sind Plural von aayah. aayah ist u. a. die kleinste selbständige Einheit des Quraan.
  14. Quraan (6:68), siehe auch (4 :140).