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Ist der Islam frauenfeindlich?


Hinweis:
Die Frage im Original ist in Rot. / Die Antwort ist in Schwarz.

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NEGATIVE FRAUENKONZEPTIONEN IM HADIITH

Wie geht ihr persönlich mit Hadithen um, denen ein dezidiert frauenfeindlicher oder frauendiskriminierender Charakter zugeschrieben werden kann? Vor allem wenn sich solche Überlieferungen in Hadith-Werken wie Ṣaḥīḥ al-Buḫārī befinden, die viele Muslime als völlig “einwandfrei” ansehen.

Hier drei Beispiele aus al-Buḫārīs Sammlung:

1. FRAUEN ALS BÖSES OMEN:

“Das Unglück befindet sich im Haus, in der Frau und im Pferd.” (Nr. 2858) oder auch “Falls es Unglück geben sollte, würde sich dieses in der Frau, im Pferd oder im Haus befinden.” (Nr. 2859.) Siehe weiter Nr. 5094 und 5772

‏ إِنَّمَا الشُّؤْمُ فِي ثَلاَثَةٍ فِي الْفَرَسِ وَالْمَرْأَةِ وَالدَّارِ.‏
‏ إِنْ كَانَ فِي شَىْءٍ فَفِي الْمَرْأَةِ وَالْفَرَسِ وَالْمَسْكَنِ‏‏.‏

 

Folgende Punkte müssen bezüglich der oben genannten zwei Überlieferungen unbedingt berücksichtigt werden:

1. Die Übersetzung von الشُّؤْمُ (Asch-schu´m) mit dem Wort “Unglück” ist in diesem Kontext falsch. In dieser Überlieferung bezieht sich das arabische Wort الشُّؤْمُ (Asch-schu´m) auf das “böse Vorzeichen” bzw. auf das “böse Omen”.
Ein Synonym für das Wort الشُّؤْمُ (Asch-schu´m) ist das Wort الطَّيْرُ< (Attair), welches Omen (Wehr, Hans (1977): Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart und Supplement, 4. Auflage, Wiesbaden: Otto Harrassowitz, S. 522)

2. Nach den Gelehrten, wie z. B. Ibnul-‘arabiy, beziehen sich diese Überlieferungen nicht auf die genannten Dinge selbst, sondern auf das Gewöhnliche. D. h. dass es auch in allen anderen Dingen ein “böses Omen” geben kann.

3. Nach den Gelehrten, wie z. B. Ibnu-qutaibah, beziehen sich diese Überlieferungen auf die Menschen der Al-dschaahiliyyah (Deutsch: die vorislamische Zeit der Ignoranz), welche an das böse Omen glaubten. Der Prophet (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) untersagte diese Form des Aberglaubens und lehrte sie, dass es so etwas wie ein “böses Omen” nicht gibt. Doch die Polytheisten von Makkah weigerten sich gänzlich auf ihn zu hören, so dass der Aberglaube an das “böse Omen” in diesen drei Dingen übrig blieb.
Somit bezog sich der Prophet (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) mit diesen beiden oben genannten Überlieferung auf den Irrglauben der Polytheisten in Makkah!

4. Nach den Gelehrten, wie z. B. Al-qurtubiy, beziehen sich diese Überlieferungen auf den vorislamischen Aberglauben der Polytheisten in Makkah, die für gewöhnlich an das böse Omen in diesen drei Dingen glaubten.

5. ‘Aaischah (radiyal-laahu ‘anhaa), die Ehefrau des Propheten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam), akzeptierte diese Überlieferungen nicht! Abu-daawuud Attayaalisiy tradiert in seinem Musnad-Werk über Muhammad Bnu-raaschid, über Makhuul, er sagte: “Es wurde zu ‘Aaischah gesagt, dass Abu-hurairah sagte: “Der Gesandte ALLAAHs (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) sagte: “Das böse Omen ist bei dreierlei (…)” Daraufhin sagte sie: “Er hat es nicht richtig memoriert, denn er trat beim (Gesandten) ein, während er sagte: “ALLAAH möge die Al-yahuud bekämpfen, die sagen: “Das böse Omen ist bei dreierlei (…)”, so hörte er nur das Ende und nicht den Anfang der Überlieferung.”

Ahmad, Ibnu-chuzaimah und Al-haakim tradierten die folgende Überlieferung über Qataadah über Abu-hassaan, er sagte: “Zwei Männer der Banu-‘aamir kamen zu ‘Aaischah und sagten: “Abu-hurairah sagte: “Der Gesandte ALLAAHs (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) sagte: “Das böse Omen liegt beim Pferd, bei der Frau und bei der Wohnung.” Daraufhin war sie sehr erzürnt und sagte: “Er hat es nicht gesagt, sondern er sagte: “Die Leute vor dem Islam (in der Al-dschaahiliyyah) pflegten darin ein böses Omen zu sehen.”

6. Nach den Gelehrten, wie z. B. Ibnul-‘arabiy, sind diese Überlieferungen eine Warnung, nicht an ein böses Omen zu glauben, sei es allgemein oder in diesen drei Dingen.

7. Andere Überlieferung mit der gleichen Aussage, wie z. B. in dem Sunan-Werk von At-tirmidhiy, sind mangelhaft (Arabisch: Da’iif) und können deshalb nicht als Beleg verwendet werden.

8. Der Glaube an das böse Omen ist absolut verboten. Dies wird durch die folgenden Belege eindeutig belegt:

مَآ أَصَابَ مِن مُّصِيبَةٍ فِي ٱلۡأَرۡضِ وَلَا فِيٓ أَنفُسِكُمۡ إِلَّا فِي كِتَٰبٍ مِّن قَبۡلِ أَن نَّبۡرَأَهَآۚ إِنَّ ذَٰلِكَ عَلَى ٱللَّهِ يَسِيرٌ

Weder trifft ein Unheil die Erde, noch euch selbst, ohne dass es in einer Schrift ist, bevor WIR es erschufen. Dies ist für ALLAAH gewiss etwas Leichtes. (Quraan 57:22)

Der Prophet (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) sagte:

‏لاَ عَدْوَى وَلاَ طِيَرَةَ، وَيُعْجِبُنِي الْفَأْلُ الصَّالِحُ، الْكَلِمَةُ الْحَسَنَةُ

“Es gibt keine Infektionskrankheiten, noch das böse Omen; und das gute Wort erstaunt mich.” (Al-buchaariy 5756)

(Bzgl. der Punkte 2 bis 8 siehe: Al-‘asqalaaniy, Ibn-hadschar (1986): Fathul-baariy bi scharhi-sahiihil-buchaariy, 1. Auflage, Band 6, Kairo: Daarur-rayyaan lit-turaath, S. 72-74)

9. Der Glaube an das böse Omen in einer Frau wurde im Quraan explizit verboten:

وَإِذَا بُشِّرَ أَحَدُهُم بِٱلۡأُنثَىٰ ظَلَّ وَجۡهُهُۥ مُسۡوَدًّا وَهُوَ كَظِيمٌ

Wenn jemandem von ihnen die frohe Nachricht über (die Geburt) eines Mädchens überbracht wurde, blieb sein Gesicht verfinstert, während er voller Groll ist. (Quraan 16:58)

2. FRAUEN UND IHRE SCHÄDLICHKEIT FÜR MÄNNER:

“Ich habe nach mir keine Versuchung hinterlassen, die den Männern schädlicher wäre, als die Frauen!” (Nr. 5096)

‏ مَا تَرَكْتُ بَعْدِي فِتْنَةً أَضَرَّ عَلَى الرِّجَالِ مِنَ النِّسَاءِ‏.‏

 

Folgendes muss bezüglich der oben genannten Überlieferung unbedingt berücksichtigt werden:

1. Im Quraan steht diesbezüglich Folgendes:

زُيِّنَ لِلنَّاسِ حُبُّ ٱلشَّهَوَٰتِ مِنَ ٱلنِّسَآءِ وَٱلۡبَنِينَ وَٱلۡقَنَٰطِيرِ ٱلۡمُقَنطَرَةِ مِنَ ٱلذَّهَبِ وَٱلۡفِضَّةِ وَٱلۡخَيۡلِ ٱلۡمُسَوَّمَةِ وَٱلۡأَنۡعَٰمِ وَٱلۡحَرۡثِۗ ذَٰلِكَ مَتَٰعُ ٱلۡحَيَوٰةِ ٱلدُّنۡيَاۖ وَٱللَّهُ عِندَهُۥ حُسۡنُ ٱلۡمَ‍َٔابِ

Den Menschen wurde als etwas Schönes dargestellt die Neigung zur Erfüllung der Sehnsüchte nach Frauen, Kindern, angehäuften Vermögenswerten – aus Gold, Silber, schönen Pferden, Weidetieren und Ländereien. Diese sind die Gebrauchsgüter des diesseitigen Lebens. Bei ALLAAH ist aber die schöne Heimkehr. (Quraan 3:14)

Diese Überlieferung bezieht sich auf die oben genannte Aayah (Deutsch: Vers) und somit ist jene eine Warnung für die Muslime, Mann und Frau, sich nicht wie die damaligen Juden zu verhalten, die das Diesseits und dessen Güter gegenüber das ewige Leben im Jenseits präferierten. (Attabariy, Abu-dschafar Muhammad Bnu-dschariir (2001): Dschaami’ul-baayaan ‘an-ta´wiili-aayil-quraan, 1. Auflage, Band 5, Kairo: Markazul-buhuuth wad-diraasaatil-‘arabiyyah wal-islaamiyyah, S. 254)

3. FRAUEN ALS MEHRHEIT DER HÖLLENBEWOHNER UND MANGEL AN INTELLIGENZ UND GLAUBE:

Once Allah’s Messenger (ﷺ) went out to the Musalla (to offer the prayer) of `Id-al-Adha or Al-Fitr prayer. Then he passed by the women and said, “O women! Give alms, as I have seen that the majority of the dwellers of Hell-fire were you (women).” They asked, “Why is it so, O Allah’s Messenger (ﷺ) ?” He replied, “You curse frequently and are ungrateful to your husbands. I have not seen anyone more deficient in intelligence and religion than you. A cautious sensible man could be led astray by some of you.” The women asked, “O Allah’s Messenger (ﷺ)! What is deficient in our intelligence and religion?” He said, “Is not the evidence of two women equal to the witness of one man?” They replied in the affirmative. He said, “This is the deficiency in her intelligence. Isn’t it true that a woman can neither pray nor fast during her menses?” The women replied in the affirmative. He said, “This is the deficiency in her religion.” (Nr. 304)

 

حَدَّثَنَا سَعِيدُ بْنُ أَبِي مَرْيَمَ قَالَ: أَخْبَرَنَا مُحَمَّدُ بْنُ جَعْفَرٍ قَالَ: أَخْبَرَنِي زَيْدٌ – هُوَ ابْنُ أَسْلَمَ -عَنْ عِيَاضِ بْنِ عَبْدِ اللَّهِ، عَنْ أَبِي سَعِيدٍ الْخُدْرِيِّ قَالَ: خَرَجَ رَسُولُ اللَّهِ ﷺ فِي أَضْحًى – أَوْ فِطْرٍ -إِلَى الْمُصَلَّى، فَمَرَّ عَلَى النِّسَاءِ فَقَالَ: “يَا مَعْشَرَ النِّسَاءِ تَصَدَّقْنَ، فَإِنِّي أُرِيتُكُنَّ أَكْثَرَ أَهْلِ النَّارِ”‏. فَقُلْنَ: وَبِمَ يَا رَسُولَ اللَّهِ؟ قَالَ: “تُكْثِرْنَ اللَّعْنَ، وَتَكْفُرْنَ الْعَشِيرَ، مَا رَأَيْتُ مِنْ نَاقِصَاتِ عَقْلٍ وَدِينٍ أَذْهَبَ لِلُبِّ الرَّجُلِ الْحَازِمِ مِنْ إِحْدَاكُنَّ”‏. قُلْنَ: وَمَا نُقْصَانُ دِينِنَا وَعَقْلِنَا يَا رَسُولَ اللَّهِ؟ قَالَ: “أَلَيْسَ شَهَادَةُ الْمَرْأَةِ مِثْلَ نِصْفِ شَهَادَةِ الرَّجُلِ”‏. قُلْنَ: بَلَى. قَالَ: “فَذَلِكَ مِنْ نُقْصَانِ عَقْلِهَا! أَلَيْسَ إِذَا  اضَتْ لَمْ تُصَلِّ وَلَمْ تَصُمْ”‏. قُلْنَ: بَلَى. قَالَ: “فَذَلِكَ مِنْ نُقْصَانِ دِينِهَا”‏.

Folgende Punkte müssen bezüglich der oben genannten Überlieferung unbedingt berücksichtigt werden:

1. Die oben gennannte Überlieferung wird wie folgt ins Deutsche übersetzt:

“Uns erzählte Sa’iid Bnu-abi-maryam, er sagte: “Uns berichtete Muhammad Bnu-Dscha’far, er sagte: “Mir berichtete Zaid – er ist Ibnu-aslam – über ‘Iyaad Bnu-‘abdil-laah über Abu-sa’iid Al-chudriy, er sagte: “Der Gesandte ALLAAHs ﷺ ging am Opferfest – oder Fastenbrechensfest – zum Gebetsplatz. Dorthin ging er an den Frauen vorbei und sagte: “Ihr Frauen! Spendet, denn es wurde mir gezeigt, dass ihr zur Mehrheit der Höllenbewohner gehört.” Sie fragten: “Weswegen, Gesandter ALLAAHs?” Er antwortete: “Ihr flucht häufig und seid eurem Ehepartner gegenüber undankbar. (Dann bemerkte er heiter:) Ich habe dennoch niemanden mit weniger Kenntnis und religiöser Praxis erlebt, der den verständigen Mann zum Narren macht, wie die eine von euch.” Sie fragten (verblüfft): “Wie äußert sich bei uns das Wenige an Kenntnis und an religiöser Praxis, Gesandter ALLAAHs?” Er fragte: “Gleicht das Zeugnis einer Frau etwa nicht der Hälfte des Zeugnisses eines Mannes?(!)” Sie sagten: “Doch!” Er sagte: “Dies ist das Wenige an Kenntnis bei ihr. Ist es nicht so, dass, wenn sie die Menstruation hat, weder betet, noch fastet?(!)” Sie sagten: “Doch!” Er sagte: “Dies ist das Wenige an religiöser Praxis bei ihr.”

2. Die Aussage “Ihr Frauen! Spendet, denn es wurde mir gezeigt, dass ihr zur Mehrheit der Höllenbewohner gehört” ist lediglich eine Motivation für die damaligen anwesenden Frauen zu spenden.

3. Die Aussage “Ihr flucht häufig und seid eurem Ehepartner gegenüber undankbar” bezieht sich nicht nur auf die Frau, sondern auch auf den Mann. Das Fluchen und die Undankbarkeit gegenüber dem Ehepartner ist für beide Geschlechter verboten. Der Prophet (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) sagte diesbezüglich Folgendes:

لاَ يَكُونُ الْمُؤْمِنُ لَعَّانًا

“Der wahrhaftige Imaan-Bekennende ist nicht jemand der viel flucht.” (At-tirmidhiy 2019)

Bezüglich des Umgangs mit der Ehefrau wurde Folgendes überliefert:

خَيْرُكُمْ خَيْرُكُمْ لأَهْلِهِ وَأَنَا خَيْرُكُمْ لأَهْلِي

“Der beste von euch ist derjenige, der am besten zu seiner Frau ist; und ich bin der beste unter euch zu meinen Frauen.” (Ibn-maadschah 1977)

4. Die Aussage “das Wenige an Kenntnis bei ihr” wurde vom Propheten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) selbst erläutert, er sagte: “Gleicht das Zeugnis einer Frau etwa nicht der Hälfte des Zeugnisses eines Mannes?”
Die Aussage besagt nicht, dass die Frau weniger intelligent, noch minderwertiger als der Mann ist. Dass das Zeugnis der Frau die Hälfte des Zeugnisses eines Mannes ist, ist im Endeffekt eine Gnade von ALLAAH für die Frau, so dass sie die schwerwiegende Last des Zeugnisses nicht alleine tragen muss. Somit kann dieses Konzept nicht als Entehrung oder Herabsetzung des Status der Frau verstanden werden. Des Weiteren ist das Zeugnis nicht abhängig vom Geschlecht, sondern von der Vertrauenswürdigkeit des Zeugen. Außerdem gibt es mehrere Fälle in denen das alleinige Zeugnis einer einzelnen Frau ausreichend ist.

5. Die Aussage “das Wenige an religiöser Praxis bei ihr” wurde vom Fragesteller fälschlicherweise mit einem “Mangel im Glauben der Frau” verstanden. Das arabische Wort دِين (Diin) kann auf keinen Fall mit dem Wort “Glaube” übersetzt werden. Alle Informationen diesbezüglich, befinden sich unter dem folgenden Link:
http:www.islam-wissen.compublikationenislamologische-enzyklopaedieeinfuehrung-in-die-iimaan-inhaltebegriffsbestimmung-von-ad-diin-%d8%a7%d9%84%d8%af%d9%8a%d9%86

In diesem Kontext muss das arabische Wort Diin mit Praxis übersetzt werden. Dies wird aus der Antwort des Propheten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) ersichtlich, er sagte: “Ist es nicht auch so, dass, wenn sie die Menstruation hat, weder betet, noch fastet?” Sie sagten: “Doch!” Er sagte: “Dies ist das Wenige an ihrer religiösen Praxis.”

Resümee:
Aufgrund der oben genannten Punkte wird ersichtlich, dass die besagten Überlieferung nicht als ein Beleg für die Frauenfeindlichkeit im Islam verwendet werden können.
Die oben erwähnten Erläuterung belegen eindeutig, dass der Islam nicht frauenfeindlich, noch frauenverachtend ist!