Begriffsbestimmung

Linguistisch leitet sich der Begriff Dhihaar von Dhahr “Rücken” ab.Als Terminus technicus steht Dhihaar für “die Bezeichnung der Ehefrau seitens des Ehemannes als eine Frau, mit der ihm für immer eine Ehe ver-boten ist, indem er ihr sagt: “Du bist für mich so verboten wie meine Mutter bzw. Schwester (bzw. der Rücken meiner Mutter, etc.).”

Damit bekundete der Ehemann, dass er mit seiner Ehefrau nicht mehr intim verkehren wird und setzte sie mit dem Kreis seiner Mahaarim gleich. Der Dhihaar fand als Scheidungsmittel praktische Anwendung in der vorislamischen Zeit, um der Ehefrau zu schaden und wurde deshalb vom Islam verboten.

Konsequenzen

Der Quraan bezeichnet die Anwendung des Dhihaar als schwerwiegende Verfehlung:

ٱلَّذِينَ يُظَٰهِرُونَ مِنكُم مِّن نِّسَآئِهِم مَّا هُنَّ أُمَّهَٰتِهِمۡۖ إِنۡ أُمَّهَٰتُهُمۡ إِلَّا ٱلَّٰٓـِٔي وَلَدۡنَهُمۡۚ وَإِنَّهُمۡ لَيَقُولُونَ مُنكَرٗا مِّنَ ٱلۡقَوۡلِ وَزُورٗاۚ وَإِنَّ ٱللَّهَ لَعَفُوٌّ غَفُورٞ ٢

Diejenigen von euch, die sich von ihren Ehefrauen durch die Dhihaar-Formel (du bist mir verwehrt wie meine Mutter) scheiden, ihre Mütter sind diese gewiss nicht. Ihre Mütter sind nur diejenigen, die sie gebaren. Sie sagen damit sicher etwas Missbilligtes und Falsches! Allaah ist gewiss reue-annehmend, allvergebend! ¹

Der Dhihaar ist gleichzusetzen mit einem Eid, der erfüllt werden muss. Nach Ausspruch des Dhihaar lässt der Ehemann sich entweder scheiden oder er bricht seinen Eid und leistet die vorgesehene Kaffaarah.

Diese Kaffaarah besteht darin, dass der Mann der Reihe nach

• einen körperlich unversehrten muslimischen Sklaven aus der Sklaverei freikauft.

Wenn er dazu nicht imstande ist, muss er

• zwei aufeinander folgende Monate fasten, ohne dieses Fasten auch nur einen Tag auszusetzen.

Wenn er dazu ebenfalls nicht imstande ist, muss er als letzte Möglichkeit

• 60 Arme speisen, wobei er für jeden Einzelnen mindestens ein Mudd (ca. 0.5 kg) Weizenmehl oder Gleichwertiges ausgeben muss.

Das Einhalten der angegebenen Reihenfolge ist obligatorisch. Der Ehemann darf seiner Ehefrau erst nach Erfüllung der Kaffaarah beiwohnen.

وَٱلَّذِينَ يُظَٰهِرُونَ مِن نِّسَآئِهِمۡ ثُمَّ يَعُودُونَ لِمَا قَالُواْ فَتَحۡرِيرُ رَقَبَةٖ مِّن قَبۡلِ أَن يَتَمَآسَّاۚ ذَٰلِكُمۡ تُوعَظُونَ بِهِۦۚ وَٱللَّهُ بِمَا تَعۡمَلُونَ خَبِيرٞ ٣ فَمَن لَّمۡ يَجِدۡ فَصِيَامُ شَهۡرَيۡنِ مُتَتَابِعَيۡنِ مِن قَبۡلِ أَن يَتَمَآسَّاۖ فَمَن لَّمۡ يَسۡتَطِعۡ فَإِطۡعَامُ سِتِّينَ مِسۡكِينٗاۚ

Für diejenigen, die sich von ihren Ehefrauen durch die Dhihaar-Formel (du bist mir verwehrt wie meine Mutter) scheiden, dann zurücknehmen, was sie sagten, gilt (als Sühne) die Befreiung eines Unfreien, bevor beide sich intim berühren. Damit werdet ihr ermahnt. Allaah ist dessen, was ihr tut, allkundig. (4) Wer dieses nicht erfüllen kann, so fastet er ganze zwei aufeinander folgende Monate, bevor beide sich intim berühren. Wer dieses nicht vermag, dann gilt die Speisung von sechzig Armen. ²