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Sinn der sukzessiven Hinabsendung des Quraan


Die sukzessive Hinabsendung des Quraan war von Allaah (ta’aala) gewollt und hat viele sehr nützliche Aspekte. Die wichtigsten sind:

  • Festigung und Stärkung des Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) durch die regelmäßige Begegnung mit Dschibriil (‘alaihis-salaam):

وَكُلّٗا نَّقُصُّ عَلَيۡكَ مِنۡ أَنۢبَآءِ ٱلرُّسُلِ مَا نُثَبِّتُ بِهِۦ فُؤَادَكَۚ وَجَآءَكَ فِي هَٰذِهِ ٱلۡحَقُّ وَمَوۡعِظَةٞ وَذِكۡرَىٰ لِلۡمُؤۡمِنِينَ ١٢٠

Alles berichten Wir dir von den Berichten über die Gesandten, um damit dein Herz zu festigen. Darin kam zu dir die Wahrheit, Ermahnung und Erinnerung für die Iimaan-Bekennenden. 1

وَقَالَ ٱلَّذِينَ كَفَرُواْ لَوۡلَا نُزِّلَ عَلَيۡهِ ٱلۡقُرۡءَانُ جُمۡلَةٗ وَٰحِدَةٗۚ كَذَٰلِكَ لِنُثَبِّتَ بِهِۦ فُؤَادَكَۖ وَرَتَّلۡنَٰهُ تَرۡتِيلٗا ٣٢

Diejenigen, die leugneten 2, sagten: “Würde ihm der Quraan doch auf einmal hinabgesandt!” Es ist so, damit Wir mit ihm dein Herz festigen. Und Wir haben ihn doch Teil für Teil 3 vorgetragen. 4

  • Erleichterung für die Sahaabah, für die Gefährten des Gesandten Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam), um den Quraan besser zu verstehen und leichter auswendig zu lernen.
    Da der Quraan stückweise in Form von wenigen Aayaat hinabgesandt wurde, hatten die Sahaabah die notwendige Zeit, um sich damit auseinanderzusetzen und seine Inhalte, die u. a. Scharii’ah-Normen beinhalten, praktisch umzusetzen.
  • Herausforderung und Betonung der Unnachahmlichkeit (i’dschaaz)
    Dadurch, dass der Quraan auf der einen Seite die Araber herausforderte, etwas Vergleichbares mit ihm auszuformulieren, und auf der anderen Seite beständig neue Aayaat nachfolgten, wurde ihre Unfähigkeit dazu immer deutlicher und stetig unterstrichen.
    Auch die Tatsache, dass die Hinabsendung des Quraan erst nach 23 Jahren abgeschlossen wurde, wobei er in allen seinen Suwar/Suren und an jeder Stelle stetig und beständig über seine unnachahmbare Qualität verfügt, ist Beweis für seine Einmaligkeit. Wäre der Quraan von einem oder mehreren Menschen geschrieben, dann wäre er sicher nachahmbar und man müsste zudem Veränderungen im Stil bemerken, wie bei anderen Literaten. Kein Autor bleibt in allen Phasen seines Schaffens ständig auf dem gleichen Niveau, sondern jeder Autor beginnt schwach und steigert sich im Laufe der Zeit. Allaah (ta’aala) weist auf diese Tatsache hin:

Ÿأَفَلَا يَتَدَبَّرُونَ ٱلۡقُرۡءَانَۚ وَلَوۡ كَانَ مِنۡ عِندِ غَيۡرِ ٱللَّهِ لَوَجَدُواْ فِيهِ ٱخۡتِلَٰفٗا كَثِيرٗا ٨٢

Denken sie etwa nicht über den Quraan nach?(!) Wäre er von einem anderen als Allaah, gewiss hätten sie darin viele Widersprüche gefunden. 5

  • Die stufenweise Einführung der Scharii’ah-Gebote wie z. B. bei der Einführung des rituellen Gebets, des rituellen Fastens und der Zakaah und bei der Einführung der ‘Iddah-Zeit für Witwen und beim Verbot des Weins/Alkohols usw. erleichterte deren Umsetzung.
    Beispiel des Alkoholverbots
    Die erste Aayah zum Thema Wein lautete:

يَسۡ‍َٔلُونَكَ عَنِ ٱلۡخَمۡرِ وَٱلۡمَيۡسِرِۖ قُلۡ فِيهِمَآ إِثۡمٞ كَبِيرٞ وَمَنَٰفِعُ لِلنَّاسِ وَإِثۡمُهُمَآ أَكۡبَرُ مِن نَّفۡعِهِمَاۗ وَيَسۡ‍َٔلُونَكَ مَاذَا يُنفِقُونَۖ قُلِ ٱلۡعَفۡوَۗ كَذَٰلِكَ يُبَيِّنُ ٱللَّهُ لَكُمُ ٱلۡأٓيَٰتِ لَعَلَّكُمۡ تَتَفَكَّرُونَ ٢١٩ فِي ٱلدُّنۡيَا وَٱلۡأٓخِرَةِۗ وَيَسۡ‍َٔلُونَكَ عَنِ ٱلۡيَتَٰمَىٰۖ قُلۡ إِصۡلَاحٞ لَّهُمۡ خَيۡرٞۖ وَإِن تُخَالِطُوهُمۡ فَإِخۡوَٰنُكُمۡۚ وَٱللَّهُ يَعۡلَمُ ٱلۡمُفۡسِدَ مِنَ ٱلۡمُصۡلِحِۚ وَلَوۡ شَآءَ ٱللَّهُ لَأَعۡنَتَكُمۡۚ إِنَّ ٱللَّهَ عَزِيزٌ حَكِيمٞ ٢٢٠

Sie fragen dich nach dem Wein 6 und dem Glücksspiel. Sag: ‚In beiden sind große Verfehlungen und Nutzen für die Menschen. Doch ihre Verfehlungen überwiegen ihrem Nutzen’. Sie fragen dich, wieviel sie geben sollen. Sag: ‚Den Überschuss.’ Solcherart verdeutlicht Allaah euch Seine Worte 7, damit ihr nachdenkt (220) über das Diesseits und das Jenseits. Auch fragen sie dich nach den Waisen. Sag: ‚Gottgefällig Gutes ihnen erweisen, ist gut. Solltet ihr mit ihnen Beteiligung eingehen, so sind sie eure Geschwister. Allaah kennt den Verderber dem Guttuenden gegenüber.’ Auch wollte Allaah es, hätte Er es euch erschwert. Gewiss, Allaah ist allwürdig, allweise. 8

Die zweite Aayah zum Thema Wein war:

يَٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ لَا تَقۡرَبُواْ ٱلصَّلَوٰةَ وَأَنتُمۡ سُكَٰرَىٰ حَتَّىٰ تَعۡلَمُواْ مَا تَقُولُونَ وَلَا جُنُبًا إِلَّا عَابِرِي سَبِيلٍ حَتَّىٰ تَغۡتَسِلُواْۚ وَإِن كُنتُم مَّرۡضَىٰٓ أَوۡ عَلَىٰ سَفَرٍ أَوۡ جَآءَ أَحَدٞ مِّنكُم مِّنَ ٱلۡغَآئِطِ أَوۡ لَٰمَسۡتُمُ ٱلنِّسَآءَ فَلَمۡ تَجِدُواْ مَآءٗ فَتَيَمَّمُواْ صَعِيدٗا طَيِّبٗا فَٱمۡسَحُواْ بِوُجُوهِكُمۡ وَأَيۡدِيكُمۡۗ إِنَّ ٱللَّهَ كَانَ عَفُوًّا غَفُورًا ٤٣

Ihr, die den Iimaan verinnerlicht habt! Nähert euch nicht dem rituellen Gebet 9, wenn ihr betrunken seid – damit ihr wisst, was ihr sagt -, auch nicht, wenn ihr dschunub 10 seid – mit Ausnahme von Vorbeigehenden 11, bis ihr die rituelle Ganzwaschung 12 durchgeführt habt. Wenn ihr krank oder auf Reisen seid oder der eine von euch von der Notdurft kommt oder ihr die Frauen (intim) berührt habt und kein Wasser finden könnt, dann sucht reine Erdoberfläche und streicht euch über eure Gesichter und Hände (bis zu den Ellbogen). Allaah bleibt immer reue-annehmend, allvergebend! 13

Die dritte Aayah, welche mit dem Weinverbot kam, lautet:

يَٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُوٓاْ إِنَّمَا ٱلۡخَمۡرُ وَٱلۡمَيۡسِرُ وَٱلۡأَنصَابُ وَٱلۡأَزۡلَٰمُ رِجۡسٞ مِّنۡ عَمَلِ ٱلشَّيۡطَٰنِ فَٱجۡتَنِبُوهُ لَعَلَّكُمۡ تُفۡلِحُونَ ٩٠ إِنَّمَا يُرِيدُ ٱلشَّيۡطَٰنُ أَن يُوقِعَ بَيۡنَكُمُ ٱلۡعَدَٰوَةَ وَٱلۡبَغۡضَآءَ فِي ٱلۡخَمۡرِ وَٱلۡمَيۡسِرِ وَيَصُدَّكُمۡ عَن ذِكۡرِ ٱللَّهِ وَعَنِ ٱلصَّلَوٰةِۖ فَهَلۡ أَنتُم مُّنتَهُونَ ٩١

Ihr, die den Iimaan verinnerlicht habt! Das Berauschende 14, das Glücksspiel, die Opfersteine und Los-Pfeile sind doch nur Unreinheiten aus dem Werke des Satans, so meidet sie, damit ihr erfolgreich werdet! (91) Der Satan will nur Feindschaft und Hass zwischen euch durch das Berauschende und das Glücksspiel säen und euch vom Gedenken an Allaah und vom rituellen Gebet abhalten. Werdet ihr nun damit aufhören! 15

  • Beantwortung der Fragen der Muslime und ihre (Um-)Erziehung auf behutsame, zielführende, nachhaltige Art und Weise; Beispiele u. a.:

šوَيَسۡ‍َٔلُونَكَ عَنِ ٱلرُّوحِۖ قُلِ ٱلرُّوحُ مِنۡ أَمۡرِ رَبِّي وَمَآ أُوتِيتُم مِّنَ ٱلۡعِلۡمِ إِلَّا قَلِيلٗا ٨٥ >

Sie fragen dich nach der Seele, sag: ‚Die Seele ist eine Angelegenheit meines Herrn. Euch wurde vom Wissen nur ein wenig zuteil.’ 16

يَسۡ‍َٔلُونَكَ عَنِ ٱلۡخَمۡرِ وَٱلۡمَيۡسِرِۖ قُلۡ فِيهِمَآ إِثۡمٞ كَبِيرٞ وَمَنَٰفِعُ لِلنَّاسِ وَإِثۡمُهُمَآ أَكۡبَرُ مِن نَّفۡعِهِمَاۗ وَيَسۡ‍َٔلُونَكَ مَاذَا يُنفِقُونَۖ قُلِ ٱلۡعَفۡوَۗ

Sie fragen dich nach dem Wein 17 und dem Glücksspiel. Sag: ‚In beiden sind große Verfehlungen und Nutzen für die Menschen. Doch ihre Verfehlungen überwiegen ihrem Nutzen’. Sie fragen dich, wieviel sie geben sollen. Sag: ‚Den Überschuss.’ 18

  • Entlarvung der Kufr- und Nifaq-Betreibenden 19

Notes:

  1. Quraan (11:120)
  2. Ursprünglich: „Kufr betrieben“.
  3. Ursprünglich: „tartiil“, d. h. langsam Teil für Teil vortragen.
  4. Quraan (25:32)
  5. Quraan (4:82)
  6. Ursprünglich: chamr; ein Getränk, das den Verstand bedeckt, berauscht.
  7. Ursprünglich: „aayaat“.
  8. Quraan (2:219-220)
  9. Viele Quraan-Exegeten verstehen unter salah in diesem Zusammen­hang auch den Ort, in dem das rituelle Gebet verrichtet wird. Dementsprechend bedeutet die Aayah: „Nähert euch nicht dem Ort des rituellen Gebets, wenn ihr betrunken seid – damit ihr wisst, was ihr sagt -, auch nicht, wenn ihr dschunub seid – mit Ausnahme von Reisenden, bis ihr die rituelle Ganzwaschung vollzogen habt.
  10. dschunub bezeichnet den „Zustand des Nichtvorhandenseins der Tauglichkeit zum Verrichten bestimmter ritueller Handlungen wie Gebet, Tawaaf, etc.“ In diesen Zustand kommt man durch Geschlechtsakt oder Samenerguss.
  11. Im Original: „’aabirii sabil“, dies sind entweder Vorbeigehende oder Reisende. Die Ausnahme für diese Gruppe gilt nicht hinsichtlich des rituellen Gebets, sondern nur für das Betreten der Moschee, um Wasser zu holen oder einen Weg durch die Moschee zu benutzen.
  12. Im Original: „ghusl“. Siehe Islamologische Enzyklopädie Band 4 „Fiqhul-’ibaadaat – Einführung in die ’Ibaadah-Handlungen“.
  13. Quraan (4:43)
  14. Ursprünglich: „chamr“, abgeleitet von chamara: bedecken; Wein; auch jedes Rauschmittel.
  15. Quraan (5:90-91)
  16. Quraan (17:85)
  17. Ursprünglich: chamr; ein Getränk, das den Verstand bedeckt, berauscht.
  18. Quraan (2:219)
  19. Siehe dazu Quraan (2:8-20)