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Der Quraan und Al-hadiithul-qudsiy الحديث القدسي


Der Quraan unterscheidet sich eindeutig von den Hadiithen, ob qudsiy oder nicht. Aufgrund der weit verbreiteten falschen Vorstellungen über die Beziehung des Quraan zu den Qudsiy-Hadiithen und die Stellung der Qudsiy-Hadiithe und ihre missverständliche Definition im deutschsprachigen Raum ist eine ausführlichere Abhandlung darüber notwendig.

Begriffsbestimmung von Al-hadiithul-qudsiy

Linguistisch stammt “qudsiy قدسي” aus “qudus قدس“, was “taahir طاهر, rein” bedeutet.
Fachspezifisch ist Al-hadiithul-qudsiy bzw. der Qudsiy-Hadiith: “das vom Gesandten Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) im Namen Allaahs Zitierte, entweder indem er sagt: ‚Allaah (ta’aala) sagte…’ oder indem der Überlieferer sagt: ‚Der Gesandte (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) sagte von dem, was er von seinem Herrn zitiert …’.

Al-hadiithul-qudsiy wird ebenfalls Hadiith-ilaahiy حديث إلهي bzw. Hadiith-rabbaaniy حديث رباني genannt.

Bemerkung
Die gängige Übersetzung von “qudsiyقدسي ” bzw. “muqaddasمقدس ” als “heilig” bzw. “geheiligt” ist weder linguistisch noch fachspezifisch belegbar und deshalb unangemessen. In Lisaanul-‘arab 1 heißt es:
at-taqdiis التقديس” bedeutet “التنزيه At-tansiih: das Fernhalten Allaahs von jeglicher Mangelhaftigkeit” (…). Man sagt “qad-duus قدوس” von “al-quds القدس“, und das ist “die tahaarah الطهارة, die Reinheit” (…). Im Quraan bedeutet “wa nahnu nusabbihu bihamdika wa nuqaddisu lak ونحن نسبح بحمدك ونقدس لك“, dass wir uns für Dich rein halten (…). Und deshalb wird “as-satl السطل, der Wassereimer” “al-qadas” genannt, da man damit Tahaarah (rituelle Reinheit) vollzieht (…). Und so heißt “baitul-maqdis بيت المقدس” “das reine Haus”, d. h. der Ort, an dem man sich von seinen Sünden reinigt (…). Man sagt auch “al-muqaddas المقدس” “das Gesegnete” (…). Und “ruuhul-qudus روح القدس” ist Dschibriil (‘alaihis-salaam) (…), da er aus Reinheit erschaffen wurde.

Die im Deutschen christlich geprägte Bedeutung des Heiligen bzw. der Heiligung in Bezug auf Menschen, Orte und Gegenstände ist im Islam nicht definierbar und stellt eine Art von Polytheismus dar, da nur der Schöpfer “heilig” ist und “Heil spenden” kann. Deshalb verwende ich den Begriff “Qudsiy” unübersetzt, um Missverständnisse zu vermeiden.

Unterschiede zwischen Qudsiy- und Nicht-Qudsiy-Hadiithen

Qudsiy-Hadiithe und Nicht-Qudsiy-Hadiithe gehören zur Kategorie der Sunnah bzw. der Hadiithe und werden nach deren Regeln überprüft und eingestuft. Es gibt nur einen einzigen Unterschied zwischen einem Qudsiy-Hadiith und einem Nicht-Qudsiy-Hadiith: Ein Nicht-Qudsiy-Hadiith wird gänzlich dem Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) zugeschrieben und in seinem Namen rezitiert. Bei einem Qudsiy-Hadiith entstammt dagegen nur seine sprachliche Formulierung von dem Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam), während sein Inhalt Allaah (ta’aala) zugeschrieben wird.

Wichtigste Unterschiede zwischen dem Quraan und den Qudsiy-Hadiithen 2

Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Quraan und den Qudsiy-Hadiithen können in folgenden Aspekten wiedergegeben werden:

  • Allaah (ta’aala) verpflichtete sich den Quraan vor Verfälschung und Entstellung zu bewahren, was jedoch nicht für Qudsiy-Hadiithe gilt.
  • Der Quraan wird durch Mutawaatir-Überlieferung tradiert, während die Qudsiy-Hadiithe meist nur durch Aahaad-Überlieferung tradiert wurden. Daraus folgt, wenn ein Muslim einen Teil des Quraan verleugnet bzw. zurückweist, wird er als Nicht-Muslim (Kaafir) bezeichnet, wenn er jedoch Nicht-Mutawaatir-Teile der Qudsiy-Hadiithe zurückweist, wird er nicht als Kaafir bezeichnet.
  • Der Quraan wird insgesamt Allaah (ta’aala) zugeschrieben, während Qudsiy-Hadiithe wie alle anderen Hadiithe prinzipiell nur dem Gesandten Allaahs (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) zugeschrieben werden.
  • Die Quraan-Rezitation stellt eine rituelle Handlung (‘Ibaadah) dar, was für Qudsiy-Hadiithe nicht gilt.
  • Der Quraan muss im rituellen Gebet (Salaah) rezitiert werden. Sollte ein Qudsiy-Hadiith beim rituellen Gebet anstelle vom Quraan rezitiert werden, so wird dieses rituelle Gebet damit ungültig.

Notes:

  1. Lisaanul-’arab, das große Arabisch-Arabisch-Lexikon von Imaam Ibnu-mandhuur (630/1232-711/1311), Bd. 6, S. 168-169, Verlag Daaru-Saadir, Libanon.
  2. Ausführliche Darstellung in ’Uluumul-hadiith Band 9 der Islamologischen Enzyklopädie.