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Selim III. (1203-1222/1789–1807), Mustafa IV. (1222-1223/1807–1808)


Nachdem die Verbindungen mit Preußen – wegen dessen Feindschaft vor allem zu Polen und Russland – für die Osmanen vorteilhaft gewesen war, bestand für Osmanen und Preußen ein ausreichendes Interesse an einem Bündnisvertrag, der dann 1790 auch geschlossen wurde. Durch die folgenden Kräfteverschiebungen erreichte das Osmanische Reich ab 1792 (vor allem durch den Vertrag von Jassy) sechs wirkliche Friedensjahre, die zur dringenden Reform in Militär und Provinzverwaltung genutzt wurde. 1794 wurde die Aufstellung eines reformierten Regiments versucht, aber der erste Versuch musste vor allem auf Druck der Janitscharenverbände abgebrochen werden. Erfolgreicher war der Osmanische Staat hingegen mit der Abschaffung der Subventionen für die Botschaften der europäischen Staaten in Istanbul, was im Licht der bei der Hohen Pforte bekannten Kolonialbestrebungen verständlich war. Einschneidend für die bislang positiven französisch-osmanischen Beziehungen war die 1798 beginnende und bis 1801 dauernde Invasion Napoleon Bonapartes in Ägypten. Dadurch wurden die letzten Reste der traditionellen Mamluken–Herrschaft hinweggefegt, aber auch der Welt vor Augen geführt, dass die Osmanen ihre entfernten Reichteile nicht verteidigen konnten, und das Interesse der osmanischen Intellektuellen an französischen und englischen Techniken und Militärkenntnissen entstand. Durch den Abzug Napoleons aus Ägypten entstand ein Machtvakuum, das durch den geschickten Offizier und neuen osmanischen Gouverneur Ägyptens, Mehmed/ Muhammad ‘Ali Pascha, ausgenutzt wurde. Obwohl von 1805 bis 1848 offiziell nur Statthalter des Sultaans, herrschte er ab 1811, als de facto die Herrscher von Ägypten unter nur formaler osmanischer Oberhoheit standen. Als Zeichen seiner Herrschaft stellte er neue, sehr schlagkräftige Truppen sowie eine moderne Marine auf und behielt die Steuereinkommen im Lande.

1807 wurde Selim III. wegen seines militärischen Reformprogramms durch einen Aufstand der Janitscharen gestürzt und abgesetzt; sein Nachfolger Mustafa IV. trat nicht wesentlich in Erscheinung und veranlasste keine bedeutsamen Schritte.