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Beginn der Chilaafah-Zeit der Raaschiduun


Im politischen Amt als Oberhaupts des jungen islamischen Staats folgte dem Gesandten Allaahs Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) der erste Muslim, sein Gefährte und Schwiegervater der hochgeachtete Sahaabiy Abu-bakr As-siddiiq (radial-laahu ‘anh).

Die Chilaafah von Abu-bakr Assiddiiq أبو بكر الصديق (radial-laahu ‘anh)

Abu-bakr Assiddiiq waren Beinamen des ersten Nachfolgers des letzten Gesandten Allaahs Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam). Sein eigentlicher Name war ‘Abdul-laah Bnu-‘uthmaan Al-quraschiy At-taimiy. Sein Vater ‘Uthmaan Bnu-‘aamir hatte den Beinamen Abu-quhaafah أبو قحافة, deshalb heißt er auch ‘Abdul-laah Bnu-abi-quhaafah. Seine Mutter hieß Salma Bintu-sachr سلمى بنت صخر mit dem Beinamen Ummul-chair أم الخير. Er war einige Jahre jünger als der Gesandte (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) hatte vier Frauen (Qatiilah Bintu-‘abdil-‘uzza, Ummu-rumaan, Asmaa’ Bintu-‘umais und Habiibah Bintu-chaaridschah), drei Söhne und drei Töchter (‘Abdur-rahmaan, ‘Abdul-laah, Muhammad, Asmaa’, ‘Aaischah und Ummu-kulthuum). Er war ein erfolgreicher und beliebter Geschäftsmann, bewandert in der arabischen Sprache und gehörte zu denen, die vor dem Islam weder Götzen angebetet, noch Alkohol getrunken haben. Abu Bakr war der erste freie Mann seiner Zeit, der den Islam annahm. Zur Zeit der Verfolgung kaufte er mehrere muslimische Sklaven und Sklavinnen frei. Er begleitete den Gesandten bei seiner Hidschrah nach Al-madiinah und verteidigte ihn bis zu seinem Tod.

Abu-bakrs Wahl zum Chaliifah

Der Tod des Gesandten Muhammad (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) stellte die Urgemeinde der Muslime schockartig vor die Frage, wie das Gemeinwesen künftig gestaltet werden sollte. Es war klar, dass das Prophetentum nunmehr erloschen war, aber eine Führung für die Gemeinde weiter bestehen musste. Doch das Wie war noch zu klären. Die Quellen weisen diesbezüglich auf lediglich zwei Umstände hin:

  • Alle Muslime waren sich einig, dass ein Oberhaupt vorhanden sein müsse; als Begriff war schon vom Propheten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) “Al-imaam” (wörtlich: Oberhaupt) bzw. “Chaliifah des Gesandten” (wörtlich: Nachfolger des Gesandten) erwähnt worden. Zudem musste die Einsetzung eines Nachfolgers sofort nach dem Ableben des Propheten erfolgen.
  • Als Gremium zur Entscheidung dieser Nachfolge kamen nur diejenigen Muslime in Frage, die aufgrund ihres Wissens um den Islam und ihrer Schätzung seitens des Propheten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) herausragten.

Da aber schon der Prophet selbst kurz vor seinem Tode verfügte, dass Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) an seiner Statt Vorbeter sein sollte und das Amt des Imaams mit der Gemeindeleitung zusammenhängt, hatte Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) in den Augen der Mitglieder des Wahlgremiums die bessere Eignung vor allen anderen Sahaabah für diese Aufgabe. So wurde er zum Chaliifah gewählt.
Dass ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) den Treueid (Bai’ah) für den neuen Chaliifah erst später leistete, hing nach vielen vertrauenswürdigen Quellen mit einer Meinungs-verschiedenheit zusammen, die zwischen Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) und der Prophetentochter Faatimah (radial-laahu ‘anha), Ehefrau von ‘Aliy, bestand. Faatimah (radial-laahu ‘anha) beanspruchte Erbrechte aus der Nachlassenschaft ihres Vaters, doch Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) verweigerte dies aufgrund eines Hadiith, der dies verbietet. Da Faatimah (radial-laahu ‘anha) diesen Hadiith nicht kannte, akzeptierte sie die Entscheidung nicht und verweigerte aus Zorn darüber den Treueid für den neuen Chaliifah. ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) schien die Bai’ah aus Rücksicht zu Faatimah ebenfalls zurückgehalten zu haben; als Bestätigung dieser Aussage dient die Tatsache, dass er unmittelbar nach dem Tod Faatimahs die Bai’ah leistete.

Wichtigste Ereignisse während der Chilaafah von Abu-bakr

  • Entsendung der muslimischen Truppe unter der Führung von Usaamah Bnu-zaid laut der Verfügung des Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) vor seinem Tod in den Süden von Jordanien und Palästina als Reaktion auf die Schlacht von Mu-utah. Diese Truppe führte Präventivschläge aus und kehrte siegreich zurück.
  • Die Ridda-Feldzüge: Manche arabische Stämme hatten die Bai’ah gegenüber dem Propheten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) als eine persönliche Bindung betrachtet. Nach seinem Tod vertraten sie die Meinung, dass die Belange des Staates von Al-madiinah sie nicht mehr betreffen, und verweigerten die Abgabe der Zakaah-Mittel. Andere Stämme verweigerten nicht die Zahlung als solche, weigerten sich jedoch, sie den Abgesandten Abu-bakrs zu übergeben. Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) bewertete diese Handlung als Abfall vom Islam, da der Quraan nicht zwischen dem rituellen Gebet und der Zakaah unterscheidet. Damit war der Kampf gegen diese Stämme gerechtfertigt und notwendig. Einige Prophetengefährten waren zunächst anderer Auffassung, schlossen sich dann aber Abu-bakrs Haltung an. Gegen die betreffenden Stämme wurden Truppen entsandt und die Abgabe der Zakaah gemäß der Sunnah erzwungen. Dabei wurden mehrere falsche Propheten wie Musailamah Al-kadhdhaab getötet.
  • Entsendung der muslimischen Truppen gegen die Perser in den Irak und die Byzantiner in Al-yarmuuk im heutigen Jordanien.
  • Verschriftlichung des Quraan in Buchform (Mushaf).

Tod Abu-bakrs und Übergang der Chilaafah auf ‘Umar (radial-laahu ‘anh)

Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) wusste um die Schwierigkeiten seiner Nachfolge, deshalb kümmerte er sich mit einsetzender Krankheit darum. Zunächst fragte er seine Umgebung und die bekannten Prophetengefährten welchen Kandidaten, sie bevor-zugen würden. Dann ließ er in Al-madiinah incognito die Meinung der Bewohner einholen. Erst dann schlug er den Mitgliedern des “Wahlgremiums” ‘Umar Bnul-chattaab (radial-laahu ‘anh) vor. Sein Vorschlag wurde mehrheitlich angenommen. Schließlich stellte er öffentlich seine Wahl vor, die – den meisten Quellen entsprechend – auch gut angenommen wurde. So ernannte er ‘Umar Bnul-chattaab per testamentarischer Verfügung zu seinem Nachfolger.
Er starb am Montag 22.06.13/23.08.634 nach zwei Jahren und ca. zwei Monaten als Chaliifah und Oberhaupt aller Muslime.

Die Chilaafah von ‘Umar Bnul-chattaab عمر بن الخطاب (radial-laahu ‘anh)

‘Umar Bnul-chattaab Bnu-nufail Bnu-‘abdil-‘uzza, vom Stamm Banu-‘adiy Bnu-ka’b. Seine Mutter war Hantmah Bintu-haaschim Bnul-mughiirah, Schwester von Abu-dschahl, dem Erzfeind des Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam). Seine Beinamen waren: Abu-hafs und Al-faaruuq 1.
Vor seiner Annahme des Islam heiratete er vier Frauen: Quraibah Bintu-abi-umaiyah – eine Schwester von Ummu-salamah, Ehefrau des Gesandten; Subai’ah; Zainab Bintu-madh‘uun – Mutter seiner Kinder: ‘Abdul-laah, ‘Abdar-rahmaan Al-akbar und Hafsah; und Ummu-kulthuum Maliikah Bintu-‘amr – Mutter seines Kindes: ‘Ubaidul-laah. Nach seiner Annahme des Islam heiratete er ebenfalls vier Frauen: Dschamiilah Bintu-‘aasim Bintu-thaabit – Mutter seines Sohnes ‘Aasim, ‘Aatikah Bintu-zaid – Mutter seines Sohnes ‘IyaadUmmu-hakiim Bintul-haarith – Mutter seiner Tochter Faatimah, und Ummu-kulthuum Bintu-‘aliy Bnu-abi-taalib – Enkelin des Propheten und Mutter seiner Kinder: Zaidul-asghar und Ruqaiyah. Dazu hatte er auch drei Unfreie: Luhaiyah: Mutter seines Sohnes:, ‘Abdar-rahmaanil-asghar sowie Fakiihah: Mutter seiner Kinder ‘Abdar-rahmaanil-ausat und Zainab.

Wichtige Daten aus ‘Umars Leben

  • ‘Umar (radial-laahu ‘anh) ist ca. 40 vor der Hidschrah (583 n. Chr.) geboren.
  • Er wurde im Jahre 6 vor der Hidschrah (616 n. Chr.) Muslim.
  • Im Jahre 1/622 erhielt er seinen Beinamen “Al-faaruuq” (derjenige, der die Trennung herbeiführt) anlässlich der großen Hidschrah nach Al-madiinah.
  • Er nahm an allen Schlachten zur Prophetenzeit teil und gilt als “Badriy 2“.
  • Er wurde nach dem Tode Abu-bakrs im Jahr (13/634) Chaliifah.
  • Er starb durch einen Anschlag am Mittwoch, den 27.12.23/05.11.644, im Alter von 63 Jahren, nach ca. 10 ½-jähriger Regierungszeit.

Wichtige Merkmale ‘Umars

‘Umar war sehr bescheiden. Sein Sohn ‘Abdul-laah berichtete, dass sein Vater die Lebensmittel für seine Familie selbst einkaufte und dass er (radial-laahu ‘anh) Löcher und Risse in seiner Kleidung selbst flickte. Nur sehr selten kaufte er sich neue Kleider. Als sich seine Tochter Hafsah (radial-laahu ‘anha), eine der Witwen des Propheten (sallal-lahu ‘alaihi wa sallam), einmal darüber beklagte, erwiderte er: Aus der Staatskasse der Muslime beziehe ich meine Kleidung, und diese meine Kleidung ist für mich ausreichend bis zum nächsten Termin.
Er war (radial-laahu ‘anh) zwar sehr streng mit den Verfehlenden, jedoch sehr barmherzig zu den Armen und sehr besonnen.

Wichtige Feldzüge zu ‘Umars Zeit

Nach dem Sieg gegen die vom Islam abgefallenen Beduinen haben die Muslime entschieden, den Kampf mit beiden Reichen, dem Persischen und Byzantinischen, aufzunehmen. Ihr Plan bestand darin, auf einer Front voll anzugreifen und auf der anderen Front in Verteidigung zu gehen und sich auf beiden Fronten so schnell zu bewegen, dass die Feinde keine Chance für etwaige gemeinsame Vereinbarungen haben. Al-muthanna Bnu-haarithah nahm den Kampf gegen die Perser im Irak auf, weil sie die Abgefallenen intensiv unterstützt haben. Dann ist Chaalid Bnul-waliid (radial-laahu ‘anh) mit seiner Truppe zu ihm gestossen und hat mehrere kleine Schlachten gegen die Perser gewonnen. Wenig später wurde er mit einem Teil der Truppe nach Syrien verordert, um die Muslime dort gegen die Byzantiner zu verstärken.

Feldzug gegen Byzanz

Die Muslime sammelten sich westlich von Dar’a in der Nähe des Al-yarmuuk-Fluß. Dort kam es zur größten Schlacht gegen die Byzantiner, welche die Muslime unter der Führung von Chaalid Bnul-waliid für sich entschieden haben. Noch während dieser Schlacht starb Abu-bakr (radial-laahu ‘anh) und ‘Umar wurde das Oberhaupt der Muslime. Ein Jahr darauf im 07.14/09.635 wurde Damaskus nach längerer Belagerung erobert. Danach folgten Bisaan, Tabariyah, Hims, Qinnsriin. Im Jahre 16/637 wurde Al-quds erorbert. Danach floh Kaiser Heraklios aus Antiochia nach Byzanz. Im Jahre 17/638 wurde Arraqqah und das dazugehörige Gebiet, sowie Aleppo, Antiochia, Beirut und Libanon ebenfalls eingenommen.

Feldzug gegen die Perser

Die Perser wollten die Entsendung von Chaalid Bnul-waliid nach Syrien nützen, um die Muslime unter der Führung von Al-muthanna Bnu-haarithah aus dem Irak zu vertreiben. ‘Umar (radial-laahu ‘anh), der gerade Chaliifah geworden war, ver-stärkte die muslimischen Truppen und beauftragte den Taabi’iy Abu-‘ubaid mit der Führung. Nach dem Tod von Abu-‘ubaid bei der Schlacht von Al-dschisr übernahm Al-muthanna den Oberbefehl und verfolgte die Perser nach Verstärkung Richtung Al-madaain. In der Schlacht von Al-buwaib in der Nähe von Kufah schlug er sie vernichtend. Nach dieser Niederlage wurde Yazdegerd persischer Kaiser und konnte Teile des Iraks zurückerobern. Daraufhin plante ‘Umar (radial-laahu ‘anh) eine große Schlacht und führte selbst das Heer an. Doch kurz vor Schlachtbeginn übergab er auf Drängen der Prophetengefährten die Führung und kehrte nach Al-madiinah zurück. Sa’d Bnu-abi-waqqaas und Al-muthannas Bruder leiteten die Armee bis zum Gebiet von Kufa. Der persische Herrführer Rustum zog mit 120.000 Mann in die Schlacht bei Al-qaadisiyyah, wo er im Muharram 14/635 erschlagen und seine Armee vernichtend geschlagen wurde. Danach folgte die Einnahme der Hauptstadt Persiens Al-madaain. Daraufhin wurde Yazdegerd mit seinen verbliebenen Streitkräften bei Nahawand besiegt und die Muslime gründeten die Städte Kufah und Basra. Im Jahre 23/644 wurde Persien endgültig erobert.

Einnahme von Al-quds (Jerusalem)

Nach längerer Belagerung kam es im Jahre 16/637 zur Kapitulation. Der Erzbischof bestand darauf, die Schlüssel der Stadt Al-quds nur ‘Umar (radial-laahu ‘anh) persönlich zu übergeben. ‘Umar folgte seinem Wunsch und kam nach Al-quds, fuhr durch die Stadt und betete vor der Grabeskirche, wo heute die ‘Umar-Moschee steht. Er reinigte den Platz um die “Sachrah”, wo heute der Felsendom steht, und errichtete dort den ersten Gebetsplatz als Vorläufer der Al-aqsa-Moschee.

Der Ägyptenfeldzug

‘Amr Bnul-‘aas (radial-laahu ‘anh) plante die Eroberung von Ägypten vom byzantinischen Kronprinzen. Im Jahre 18/639 erhielt er die Erlaubnis dazu und begann diesen Feldzug mit nur 4.000 Kämpfern. Nach einem Monat mit vielen Schlachten gegen die Byzantiner begann die Belagerung der Nilfestung. Nach der Ankunft der Verstärkung aus Al-madiinah mit 12.000 Kämpfern ergab sich der Kronprinz. Kurz darauf wurde die Festung von Alexandria eingenommen und die Stadt Al-fustaat gegründet. Bis 23/644 wurden die Eroberungen bis Tripolis (des Westens) abgeschlossen.

Die große Seuche

In den Jahren 17-18/638-639 wütete in Syrien, Ägypten und im Irak eine Seuche, durch die 20.000 muslimische Soldaten und große Sahaabah wie Abu-‘ubaidah und Mu’aadh Bnu-dschabal (radial-laahu ‘anhuma) starben. ‘Amr Bnul-‘aas wurde danach Oberbefehlshaber über Syrien. Im Jahre 19/639-40 herrschte zudem im Hidschaaz auf der arabischen Halbinsel eine große Hungersnot.

Wichtige Entscheidungen ‘Umars

  • Gründung der Militärstädte wie Kufa, Basra, Al-fustaat und Al-qairawaan.
  • Abhaltung der “Tagung in Al-dschaabiyah” in der Nähe von Damaskus, um die eroberten Gebiete zu gestalten.
  • Verbleib der byzantinischen und persischen Beamten in ihrem Aufgabenbereich in der Verwaltung.
  • Umsiedlung der Juden und der (arabischen) Christen von der arabischen Halbinsel aufgrund eines Vertrags nach Mesopotamien bzw. Syrien.
  • Anpassung des Steuerrechts (Zakaah, Charaadsch, Dschizyah mit Ausnahmen)
  • Gründung von Katastern (Dawaawiin)
  • Festlegung der islamischen Zeitrechnung
  • Einzelentscheidungen im Fiqh-Bereich wie das Aussetzen der Strafe für Diebstahl während der Dürre, die Zakaah-Erhebung auf Pferdezucht, mehrere Fatwas im Erbschaftsbereich, usw.

Die Chilaafah von ‘Uthmaan Bnu-‘affaan (radial-laahu ‘anh)

‘Uthmaan Bnu-‘affaan Bnu-abil-‘aas Bnu-umaiyah Bnu-‘abdi-schams. Seine Mutter war Arwa Bintu-kuraiz. Seine Großmutter mütterlicherseits war Ummu-hakiim Bintu-‘abdil-muttalib, die Tante des Gesandten. Sein Beiname war Abu-‘abdil-laah. Er war fünf Jahre jünger als der Gesandte (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam). Er heiratete insgesamt acht Frauen: Ruqaiyah, Tochter des Gesandten und Mutter seines Sohnes ‘Abdul-laah; Ummu-kulthuum, Tochter des Gesandten; Faachitah Bintu-ghazwaan, Mutter seines Sohnes: ‘Abdul-laah Al-asghar; Ummu-‘amr Bintu-dschundub; Mutter seiner Kinder: ‘Amr, Chaalid, Abaan, ‘Umar und Maryam; Faatimah Bintul-waliid, Mutter seiner Kinder: Al-waliid, Sa’iid und Ummu-sa’d; Ummul-baniin Bintu-‘uyainah, Mutter seines Sohnes: ‘Abdul-malik; Ramlah Bintu-schaibah, Mutter seiner Kinder: ‘Aaischah, Ummu-abaan und Ummu-‘amr; Naailah Bintul-faraafisah, Mutter seiner Kinder: Ummu-chaalid, Ummu-abaan As-sughrah, Maryam und Arwa.

Wichtige Daten aus ‘Uthmaans Leben

  • ‘Uthmann (radial-laahu ‘anh) ist ca. 47 Jahre vor der Hidschrah (576 n.Chr.) geboren
  • Er war der vierte Muslim nach der Sendung im Jahre 610 n. Chr.
  • Er wurde Dhun-nurain genannt, weil er zwei Töchter des Gesandten (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) nacheinander heiratete.
  • Er wurde nach dem Tode ‘Umars im Jahr (27.12.23/05.11.644) Chaliifah.
  • Er hat die Niederschrift des Quraan vervielfältigen und in islamische Hauptstädte schicken lassen (Details im Band 8 der islamologischen Enzyklopädie).
  • Gründung einer Polizeibehörde und Bildung der ersten Kriegsmarine
  • Er wurde am Freitag, den 18.12.35/17.06.656, im Alter von 82 Jahren, nach ca. 12-jähriger Regierungszeit ermordet.

‘Uthmaans Wahl

‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) gehörte zu denjenigen, die von ‘Umar (radial-laahu ‘anh) zur Nachfolge empfohlen wurden. Da er hinsichtlich seiner Religiösität, seines Handelns und seiner milden Haltung sehr geeignet erschien, entschieden sich die übrigen Mitglieder des Wahlgremiums für ihn und nicht für ‘Aliy (radial-laahu ‘anh).

Besondere äußere Ereignisse zu ‘Uthmaans Zeit

‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) hat die Eroberungen in den persischen Gebieten, die bereits zur Regierungszeit von ‘Umar (radial-laahu ‘anh) weitgehend abgeschlossen waren, sichern und die angrenzenden Gebiete einnehmen lassen. Auch wurden Unternehmungen in Nordafrika begonnen, welche die islamische Einflusszone bis in das Gebiet von Al-dschazaair ausdehnten. Die völlige Befreiung Nordafrikas wurde erst in der frühen Zeit von Banu-umaiyah (Umayyaden) abgeschlossen.

Konsolidierung von Staat und Gesellschaft zu ‘Uthmaans Zeit

  • Die bereits in das Staatsgebiet eingeschlossenen Provinzen von Syrien und Ägypten warfen gute Steuererträge (Charaadsch) ab. Dies ermöglichte die Umwandlung aller provisorischen Armeelager in neue Vororte mit Familien und einem reichen Zivilleben, angeregt durch die hohe Kultur und Wirtschaftsstufe der neuen Provinzen. Durch die neuen Einkünfte war es ebenfalls möglich, die Empfänger von Subsidien (laut Militärkataster und Verzeichnisse der sonstigen Berechtigten) sowie die klassischen Gehaltsempfänger (Beamte der traditionellen Verwaltung in Syrien, Ägypten, Irak und Persien) zufrieden zu stellen.
  • Die Zakaah-Mittel wurden direkt durch die Zakaah-Pflichtigen an die Zakaah-Berechtigten entrichtet.
  • Al-madiinah als Hauptstadt gewann für viele Bewohner der arabischen Halbinsel an Attraktivität. Viele Einwohner u. a. aus Makkah wanderten dort ein, bis der Anteil der ursprünglichen Einwohner von Al-madiinah (Al-ansaar) auf weniger als ein Viertel sank, was mindestens auf eine Vervierfachung des Einwohnervolumens schließen lässt.

Verwaltung

  • Alle wichtigen Staatskanzleien und Beamten der früheren ägyptischen, byzantinischen und persischen Verwaltung blieben auf ihren Posten, und auch die Verwaltungssprache des Inneren blieb in ihrem alten Zustand (koptisch und griechisch in Ägypten, griechisch und syrisch in Syrien, syrisch und persisch im Irak und Persien). Die Leitung der Ämter oblag jedoch arabischsprachigen Muslimen. Leitende Funktionen wurden zusehends mit arabischsprachigen Muslimen ersetzt. Dieser Prozess der Arabisierung mit Einsetzen des Hocharabischen als alleiniger Verwaltungssprache war erst in der Regierungszeit von Abdul-malik Bnu-marwaan abgeschlossen. Zugleich lag das Rechtssystem (Strafrecht und öffentliche Ordnungsaufsicht/Qadaa und Hisbah) ganz in muslimischen Händen. Der Bereich von Familienrecht und internen Ordnungsfragen verblieb bei einheimischen Ordnungsgerichten der christlichen und jüdischen Gemeinden vor Ort. So bestand die herrschende öffentliche Ordnung ohne große Brüche weiter.
  • Nicht wenige Quellen werfen ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) vor, dass er sich dem Druck einiger seiner Verwandten nicht stark genug entgegenstellte und deshalb seine Verwandten von Banu-umaiyah begünstigte, was zu Unmut unter den Muslimen, zu seiner Ablehnung und letztendlich zu der Rebellion gegen ihn führte. Diese Behauptung kann schnell entkräftet werden, wenn man weiß, dass es zur Zeit von ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) insgesamt 26 Statthalter gab, von denen in seiner gesamten Regierungszeit nur 5 von Banu-umaiyah waren. Zu dem Zeitpunkt, als er ermordet wurde, gab es sogar nur 3 Statthalter, die mit ihm verwandt waren. Diese waren Mu’aawiyah Bnu-abi-sufyan, ‘Abdul-laah Bnu-sa’d und ‘Abdul-laah Bnu-‘aamir.

Ereignisse der Fitnah 3 und die Ermordung ‘Uthmaans

  • Zum Ende der Regierungszeit ‘Uthmaans (radial-laahu ‘anh) gab es in den ehemals eroberten Provinzen bereits viele Neumuslime, die sich insbesondere in den neugeschaffenen Regionaltruppen drängten. Naturgemäß war ihre Verbindung zum Islam nicht so eng wie die der Sahaabah. So waren viele einfache Menschen dieser Gruppe Ziel von Agitatoren, die dem Staat von Al-madiinah übel gesonnen waren. Eine Person namens Ibnu-saba’, ein formal zum Islam bekehrter Jude, spielte den Quellen nach hier die entscheidende Rolle: ohne ernsthaft dem Islam ergeben zu sein, wünschte er den Untergang des muslimischen Staates. So verbreitete er im letzten Jahr der Regentschaft ‘Uthmaans über Mittelsleute Unruhe in Ägypten, Syrien und dem Irak, indem er behauptete, der Chaliifah ‘Uthmaan würde nur Mitgliedern der Banu-umaiyah Zugang zu hohen Ämtern gewähren, und jegliche Verfehlung und jegliches Unrecht, das von einem der neuen Machthaber ausgeübt wurde, würde von ihm stillschweigend geduldet oder sogar indirekt gefördert.
  • Die Fitnah begann, da viele der nicht sehr gebildeten Neumuslime der Truppen sich nach Al-madiinah aufmachten, um sich beim Chaliifah über den Zustand ihrer Provinzen zu beschweren. Insgesamt machten sich ca. 5.000 bewaffnete Männer auf und sammelten sich in einem Lager vor Al-madiinah, wobei Agitatoren von Ibnu-saba’ die Leute stetig anstachelten.
  • Weder der Statthalter von Ägypten ‘Amr Bnul-‘aas noch der Statthalter von Syrien Mu’aawiyah hatten den Chaliifah über ernsthafte Missstimmigkeiten unter der Bevölkerung ihrer Provinzen informiert. So war der Chaliifah überrumpelt und nur auf sich selbst und die Ratschläge der Sahaabah an seiner Seite gestellt.
  • ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) traf die Vertreter dieser Bewaffneten und sagte ihnen zu, ihre Klagen zu überprüfen, und schickte sie wieder in ihre Ursprungsprovinzen zurück.
  • Während diese Männer auf dem Rückweg waren, verbreiteten die Komplizen von Ibnu-saba’ unter ihnen Gerüchte, dass ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) die Statt-halter im Geheimen angewiesen habe, alle zurückkehrenden Kämpfer zu bestrafen bzw. sogar wegen Ungehorsams und Aufruhr zu töten. Daraufhin kehrten die Truppen wieder um, machten sich auf nach Al-madiinah und besetzten das Gebiet rings um das Haus ‘Uthmaans, und so begann die Belagerung ‘Uthmaans in seinem Haus.
  • In Al-madiinah gab es zu diesem Zeitpunkt keine stehende Truppe, die den versammelten ca. 5.000 Bewaffneten der Provinzen offen hätte entgegentreten können. Nur einige Sahaabah durchbrachen die Belagerung und versorgten den Chaliifah in seinem Haus. Da die Aufrührer fürchteten, dass die Statthalter Truppen nach Al-madiinah schicken könnten, hinderten sie die Sahaabah daran, das Haus zu erreichen und unterbrachen die Wasserzuleitung (wohl einen kleinen Kanal), um den Chaliifah zur Aufgabe zu zwingen. Nur einige Sahaabah, die zum Schutz ‘Uthmaans in seinem Haus bewaffnet übernachteten, waren dem Chaliifah neben seiner Frau Naailah noch verblieben, darunter Al-hasan und Al-husain (radial-laahu ‘anhuma), die beiden Söhne von ‘Aliy (radial-laahu ‘anh). Schließlich beschlossen die Aufrührer, das Haus zu stürmen und den Chaliifah zu töten. Als der Sturmangriff begann, saß ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) in seinem Raum, zusammen mit seiner Frau, und rezitierte aus dem Quraan.
  • Die wenigen Sahaabah, die den Hauseingang beschützten, konnten die Angreifer nicht aufhalten, und die Aufrührer drangen zu ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) ein. Einer von ihnen schlug mit seinem Schwert zu. Naailah versuchte, das Schwert aufzuhalten, dabei wurden vier Finger ihrer Hand abgeschlagen. ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) wurde am Kopf verletzt, sein Blut tropfte auf den Mus-haf und er stürzte nieder.
  • Nach ‘Uthmaans Ermordung durchstöberten die Angreifer sein Haus, konnten aber nichts Wertvolles finden. Dies geschah am Freitag, 18.12.35/17.06.656
  • Die entsetzten Sahaabah konnten die aufständischen Truppen etwa eine Woche lang nicht aus Al-madiinah vertreiben. Die Anführer dieser Bewaffneten wollten die Chilaafah einem Mitglied des Wahlgremiums anbieten, doch dies misslang aus zwei Gründen:
    1. Die Agitatoren des Ibnu-saba’ hatten einer jeden Truppe – aus Ägypten, Syrien und Irak – jeweils einen anderen Anwärter auf die Chilaafah eingeflüstert, um interne Zwietracht unter den Aufrührern zu säen.
    2. Keiner der Sahaabah wollte aus den Händen der Mörder ‘Uthmaans etwas an-nehmen, schon gar nicht die Chilaafah, was diesen auch gar nicht zustand.
  • Erst drei Tage nach seiner Ermordung konnte ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) bestattet werden. Die Aufständischen verwehrten aber den Sahaabah, ‘Uthmaan neben dem Propheten, Abu-bakr und ‘Umar zu bestatten. So bestattete man ihn auf dem Friedhof in Al-baqii’. Die abgeschlagenen Finger seiner Frau sandte man als Beweis der Untat der Aufrührer zu Mu’aawiyah (radial-laahu ‘anh) nach Syrien.
  • Nach etwa einer Woche kehrten die Aufrührer Al-madiinah den Rücken, und erst dann konnten die Sahaabah – noch unter Schock – über die Nachfolge von ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) beraten.

Direkte Folgen der Fitnah

Die Mörder ‘Uthmaans – die Anführer der Aufständischen – wurden weder verfolgt noch bestraft. Der legitime Chaliifah des medinensischen Staates war von (irrege-leiteten) Muslimen ermordet worden. Diese Ausgangssituation wurde auch nicht nach der Wahl von ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) zum Chaliifah gelöst, und dieser Missstand sollte zum Zerbrechen der Einheit der Frühmuslime führen.

Die Chilaafah von ‘Aliy Bnu-abi-taalib (radial-laahu ‘anh)

‘Aliy Bnu-abi-taalib. Sein Vater Abu-taalib heißt ‘Abdu-manaaf Bnu-‘abdil-muttalib Bnu-haaschim und ist der Onkel des Gesandten väterlicherseits. Seine Mutter war Faatimah Bintu-asad Bnu-haaschim. Sein Beiname war Abul-hasan. Der Gesandte gab ihm dazu den Beinamen Abu-turaab. ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) war der erste Junge, der den Islam im Alter von 10 Jahren annahm.
Seine Frauen waren: Faatimah, Tochter des Gesandten, Mutter seiner Kinder Al-hasan, Al-husain, Zainab (Al-kubrah) und Ummu-kulthuum (Al-kubrah); Chaulah Bintu-dscha’far, Mutter seines Sohnes Muhammad (Al-akbar); Laila Bintu-mas’uud; Mutter seiner Kinder: ‘Ubaidullaah und Abu-bakr; Ummul-baniin Bintu-hizaam, Mutter seiner Kinder: Al-‘abbaas (Al-akbar), ‘Uthmaan, Dscha’far (Al-akbar) und ‘Abdul-laah; Asmaa-u Bintu ‘Umais, Mutter seiner Kinder: Yahya und ‘Aun; Assahbaa-u Ummu-habiib Bitu-rabii’ah, Mutter seiner Kinder: ‘Umar (Al-akbar) und Ruqaiyah; Umaamah Bintul-‘aas, Mutter seines Sohnes Muhammad (Al-ausat); Ummu-sa’iid Bintu-‘urwah, Mutter seiner Kinder: Ummul-hasan und Ramlah (Al-kubrah). Von verschiedenen Leibeigenen hat er seine Kinder: Muhammad (Al-asghar), Ummu-haani’, Maimuunah, Zainab (As-sughrah), Ramlah (As-sughrah), Faatimah, Umaamah, Chadiidschah, Ummul-kiraam, Ummu-salamah, Ummu-dscha’far, Dschumaanah und Nafiisah.

Die Wahl von ‘Aliy und die Vorzeichen der Unruhe

Nach der Ermordung von ‘Uthmaan (radial-laahu ‘anh) fiel die Wahl der Sahaabah auf ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) mit der Erwartung, so schnell wie möglich die Mörder von ‘Uthmaan zu bestrafen. Doch ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) wollte vor diesem Schritt Al-madiinah sichern, was zu Unmut unter bestimmten Sahaabah (‘Aaischah, Talhah und Az-zubair) führte und sie dazu bewegte, Unterstützung in Makkah und Al-basrah zu suchen. Ihrer Meinung nach war der neue Chaliifah alleine nicht in der Lage, die Rebellen in Al-madiinah zu besiegen.

Die Kamelschlacht (36/656)

‘Aliy (radial-laahu ‘anh) erhielt die verfälschte Nachricht, dass die o. g. drei Sahaabah sich gegen ihn gewandt hätten. So sammelte er eine Truppe um sich und begab sich ihnen nach. Auf die Nachfrage seiner Leute, was er nun genau vorhabe, gab er an, den Ausgleich anzustreben, wenn er denn angenommen werde; sollte dies nicht der Fall sein, wolle man sich gegenseitig bemühen, Entschuldigung und das Recht zu geben; sollte dies auch nicht gelingen, wolle man sie aufrufen, Widersetzlichkeit zu unterlassen; und wenn dies erfolglos bleibe, wolle man sie an feindseligem Tun hindern. Unter solchen Vorgaben waren seine Leute bereit, ihm zu folgen. Den meisten Quellen nach hatte er keinerlei Absicht, eine Schlacht zu beginnen.
Als sich beide Gruppen trafen, begannen friedliche Verhandlungen, um abzuklären, was der Wunsch aller sei. Doch mehrere Anhänger von Ibnu-saba’ hatten sich heimlich unter die Reihen beider Gruppen gemischt, und als beide Seiten ver-handelten, traten diese Anhänger vor und begannen zu kämpfen, sodass bei beiden Gruppen der Eindruck entstand, man habe den Frieden bösartig gebrochen. So begann die Schlacht ohne Kontrolle beider Seiten.
Die Anhänger von Talhah und Az-zubair wurden von ‘Aaischah in einer Kamel-sänfte begleitet. In dieser Schlacht – später wegen ‘Aaischahs Anwesenheit “Kamel-schlacht” genannt – fiel Talhah. Az-zubair verließ den Ort noch vor der Schlacht, doch ein Mann von Banu-taim folgte ihm und tötete ihn.
Als der Kampf dem Kamel von ‘Aaischah (radial-laahu ‘anha) nahe kam und die Sänfte umstürzte, befahl ‘Aliy (radial-laahu ‘anh), sie sicher aus dem Gefecht her-auszubringen und nach Al-madiinah zurückzuführen, was auch geschah. Mehreren Quellen nach bereute ‘Aaischah später, sich in diese Auseinandersetzung um die Mörder ‘Uthmaans eingeschaltet zu haben, und war ‘Aliy für seine Haltung dankbar.

Der Anspruch Mu’aawiyahs und das Schiedsgericht von Siffiin (37/657)

Mu’aawiyah (radial-laahu ‘anh) weigerte sich, ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) seine Anerkennung als Chaliifah auszusprechen bzw. seine Absetzung als Gouverneur Syriens zu akzeptieren, solange die Festnahme und Auslieferung der Mörder von ‘Uthmaan nicht erfolgt war. Keine der Überlieferungen sprechen dafür, dass er zu diesem Zeitpunkt selbst die Chilaafah angestrebt hätte.
Der Chaliifah verlangte zuerst von Mu’aawiyah Gehorsam, da er sein Statthalter war. Zudem gestand er ihm nicht das Recht zu, von ihm die Auslieferung der Mörder zu verlangen, da die Festnahme und Bestrafung Sache des Chaliifah ist. Daraufhin verdächtigte Mu’aawiyah den Chaliifah, die Mörder indirekt zu decken.
So kam es zu der Konfrontation, bei der Mu’aawiyah in Syrien eine Armee mit ‘Amr Bnul-‘aas als Verbündetem und Unterstützer aufstellte, während ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) sich in Kufah vorbereitete. Beide Parteien begegneten sich bei der Ebene von Siffiin. ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) zögerte zunächst, weil er die Überlieferung des Gesandten vergegenwärtigte: “Wenn die Muslime einmal beginnen, einander (in Schlachten) zu töten, so wird das bis zum Jüngsten Tag fortdauern.” ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) wollte nicht derjenige sein, der mit dieser Handlung beginnt.

Nach erfolglosen Schlichtungsversuchen begann dann doch eine Schlacht zwischen den beiden Armeen. Als sich für die Seite von ‘Aliy bereits der Sieg abzeichnete, hefteten die syrischen Kämpfer Pergamentrollen an ihre Lanzen, auf denen Ayaat geschrieben waren – nach manchen Quellen ein Einfall von ‘Amr Bnul-‘aas (radial-laahu ‘anh).
‘Aliy (radial-laahu ‘anh) bezeichnete dies als Trick und wollte eine Entscheidung im Kampf erzwingen, doch ein großer Teil seiner eigenen Truppen weigerte sich weiterzukämpfen. Sie wollten, dass der Quraan entscheidet. Daraufhin erklärte der Chaliifah sich wider Willen zu einem Schlichtungsgericht (Tahkiim) bereit. Mu’aawiyah stellte ‘Amr Bnul-‘aas als Vertreter auf, während der Chaliifah von Abu-muusa Al-asch’ariy (radial-laahu ‘anh) vertreten wurde. Trotz der unsicheren und teils widersprüchlichen Überlieferungslage gerade zu diesem Schiedsgericht zeichneten sich scheinbar zwei Dinge ab:

  • Obwohl die Kernfrage die Festnahme und Auslieferung der Mörder von ‘Uthmaan war, drängte ‘Amr Bnul-‘aas das Gespräch dahin, dass er aufgrund des Verhaltens von ‘Aliy diesbezüglich seinen Anspruch auf die Chilaafah in Frage stellte.
  • Als Abu-muusa diesen Punkt indirekt bestätigte, erklärte ‘Amr, dass die Frage der Chilaafah in Übereinstimmung neu zu klären ist, und zwar unter der Einbeziehung von Mu’aawiyah. Daraufhin erklärte er die Wahl von ‘Aliy für ungültig und beanspruchte für Mu’aawiyah das Amt der Chilaafah.

Mit dieser Wendung sehr unzufrieden, aber daran gebunden, zog sich ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) nach Kufah zurück, während Mu’aawiyah (radial-laahu ‘anh) sich nach Syrien zurückzog.

Abspaltung der Muhakkimah (38/658)

Ein Teil der Truppen von ‘Aliy – nach den Quellen bis zu einem Drittel – weigerte sich, das Schiedsgericht als rechtmäßig anzuerkennen. Einige von ihnen hatten sich bereits in der Angelegenheit der Quraantext-Pergamente geweigert zu kämpfen. Nun nahm diese Gruppe an Zahl zu und formulierte ihren Standpunkt: ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) sei rechtmäßig und korrekt in Übereinstimmung mit den islamischen Regeln zum Chaliifah gewählt worden, und er müsse alle bekämpfen, die sich seiner legitimen Herrschaft entgegenstellten. Ihre Losung wurde: “la hukma illa lil-laah: “keine Entscheidung unterliegt einem außer ALLAAH”, oder nach anderen Quellen: “al-hukmu lil-laah: “die Entscheidung obliegt ALLAAH”.
Als ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) sich diese Kritik an seiner Handlungsweise verbot, kündigten diese ihm ihre Gefolgschaft auf, verließen seine Armee und zogen sich zu einem Ort namens Haaruraa’ (in der Nähe von Nahrawaan) zurück.
Daraufhin schickte ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) den Gefährten ‘Abdul-laah Bnu-‘abbaas (radial-laahu ‘anhuma) zu ihnen als Vermittler; doch sein Vermittlungsversuch blieb erfolglos. Als ‘Aliy danach militärische Schritte ankündigte, wandte sich ‘Abdul-laah Bnu-‘abbas von der Sache ab und tadelte ihn, weil die Betreffenden seiner Ansicht nach aufrichtige Muslime waren, die ihm keinen Widerstand leisteten. So zog sich ‘Abdul-laah nach At-taaif zurück. Die Muhakkimah hatten inzwischen ein eigenes Oberhaupt gewählt, da sie ‘Aliy nicht mehr als Imaam und Chaliifah anerkannte. ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) betrachtete diesen Schritt als Kriegserklärung, zog seine Truppen zusammen und schlug die Muhakkimah bei Haaruraa’ nieder.

Die Ermordung von ‘Aliy (40/659)

Es war eine Patt-Situation entstanden, und die Provinzen Ägypten und Syrien waren nicht mehr unter der Kontrolle von ‘Aliy. Er selbst war entschlossen, in einem Feldzug Mu’aawiyah und ‘Amr zu besiegen. Doch noch bevor er dies bewerkstelligen konnte, wurde ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) ermordet.
Sein Mörder hieß ‘Abdur-rahmaan Bnu-muldschim, der entweder ein direkter Überlebender der Schlacht von Haaruraa’ gegen die Muhakkimah war oder ein Blutsverwandter eines Mitglieds der Muhakkimah. Er hatte beschlossen, ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) aus Rache zu töten und begab sich deshalb nach Kufah. Am 17.09.40/ 24.01.661 wartete er zusammen mit einem Gefährten vor der Hauptmoschee von Kufah auf ‘Aliy (radial-laahu ‘anh), der die Gewohnheit hatte, die Leute noch vor dem Gebetsruf zum Gebet zusammenzurufen. Sobald ‘Aliy (radial-laahu ‘anh) aus dem Hof heraustrat, stürmten beide Männer mit ihren Schwertern auf ihn. ‘Abdur-rahmaan konnte ‘Aliy treffen und schwer verwunden. Zwei Tage später am Sonntag starb der Chaliifah.
Al-hasan (radial-laahu ‘anh) ließ sich den Mörder bringen, und nach einem kurzen Wortwechsel trat er vor und tötete diesen.

Al-hasan (radial-laahu ‘anh) wurde danach im Irak zum Chaliifah ausgerufen.

Auch Mu’aawiyah (radial-laahu ‘anh), der nun keinen Gegenschlag mehr fürchten musste, ließ sich in Al-quds im Jahre 41/661 ebenfalls zum Chaliifah proklamieren.

‘Aliy (radial-laahu ‘anh) hinterließ zwei Söhne aus der Ehe mit der Tochter des Propheten (sallal-lahu ‘alaihi wa sallam), Faatimah (radial-laahu ‘anha): Al-hasan und Al-husain.

Al-hasan war zum Todeszeitpunkt seines Vaters 36 bzw. 37 Jahre alt und wurde zum Sammlungspunkt der Anhänger von ‘Aliy in Kufah.
Sein Heer verhandelte bei Al-madaain mit dem Heer von Mu’aawiyah. Dort erhob er keinen praktischen Anspruch auf die Chilaafah und verzichtete auf einen Kampf. Mu’aawiyah wies ihm die Einkünfte einer persischen Provinz als Lebensunterhalt zu. Daraufhin marschierte Mu’aawiyah (radial-laahu ‘anh) in Kufah ein und wurde kurz darauf von Al-hasan (radial-laahu ‘anh) gefolgt, der in der Moschee von Kufah öffentlich seinen Machtverzicht zugunsten von Mu’aawiyah verkündete.
Danach verließ Al-hasan (radial-laahu ‘anh) den Irak und lebte bis zu seinem Tode in Al-madiinah.

 


Notes:

  1. Al-faaruuq: Der Gesandte hat ihm diesen Beinamen verliehen, weil er das Wahre vom Falschen trennt.
  2. Badriy: Teilnehmer an der ersten Schlacht im Islam, der Schlacht von Badr.
  3. Fitnah bedeutet „inner-islamischer gewalttätiger Streit als Folge von List und Lügen“.