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Andalusien (Al-andalus الأندلس)


Die Eroberung Spaniens

Durch die Einsetzung von Muusa Bnu-nusair über das berberisch-arabische Heer in Nordafrika wurde bereits der Grundstein zur endgültigen Eroberung Nordafrikas, Siziliens und Spaniens gelegt.

Taariq Bnu-ziyaad, einer der führenden berberstämmigen Offiziere, wurde zum ersten Mann Muusas und sein Statthalter in Tanger. Die Anwärter auf den Westgotenthron hatten verschiedene Mächte herbeigerufen: Athanagild, die Byzantiner, Sisenand die Franken, Froia die Basken, Akhila und seine Brüder, die Söhne Wittizas, des letzten Königs und die nordafrikanischen Muslime, ihnen gegen den Usurpator Roderich zu Hilfe zu kommen.
Im Sommer 91/710 landet eine kleine Truppe unter der Leitung des Tariif Bnu-maalik, eines Berbers, im Westen von Gibraltar (späterer Ort Tariifah).
92/711 setzt ein berberisch-arabisches Herr von 7.000 Mann unter der Führung von Taariq Bnu-ziyaad über die Meerenge bei Gibraltar auf Schiffen, die von der Fraktion Akhilas gestellt wurden. Zu diesem klug gewählten Zeitpunkt kämpfte Roderich gegen die Basken in Norden Spaniens, eilte gegen Taariqs Armee gen Süden und wurde von diesem und dessen westgotischen Verbündeten ohne große Schwierigkeiten in der Nähe von Algeciras geschlagen (92/711).
Im Sommer 93/712 überquerte auch Muusa Bnu-nusair die Meerenge mit 18.000 Mann, vorwiegend aus Arabern bestehend. Muusa wurde auf Taariqs Erfolge eifersüchtig, und es entspannen sich Intrigen, die mit ihrer beider Abberufung nach Damaskus endeten. In Spanien blieb Muusas Sohn ‘Abdul-‘aziiz als Statthalter zurück. Innerhalb von zwei Jahren (bis 94/713) wurden ganz Süd- und Mittelspanien erobert. Mit vielen Fürsten gotischer Adelshäuser wurden Abkommen geschlossen, ‘Abdul-‘aziiz heiratete vermutlich die Witwe Roderichs. Er residierte in Sevilla, wo er 97/716 auf Befehl des Chaliifah ermordet wurde.

Die nächsten 40 Jahre sind wirr und von Streitigkeiten und Gefechten zwischen den Eroberern gekennzeichnet, ausgelöst durch Fehlen einer Zentralgewalt und geschlossenen Stammesverbänden: Südaraber gegen Nordaraber, Medinenser gegen Damaszener, Berber gegen Araber, Baladiyyuun gegen Schaamiyyuun.

Die Gegenbewegung

Alfonso I. (122-140/739-757) eroberte Galizien und Teile Altkastiliens zurück. Beginn der Reconquista endete zunächst am Fluss Duero.

Die Umayyaden in Spanien

Abul-mutarrif ‘Abdar-rahmaan Bnu-mu’aawiyah entkam 133/750 im Alter von ca. 20 Jahren den Abbasiden und irrte vier Jahre in Nordafrika umher. Er wandte sich nach Spanien und gewann in Jaen und Elvira Anhängerschaft unter der syrischen Reiterei und ihren Mawaali; dem schlossen sich andere arabische und berberische Gruppen an. Er setzte sich in Cordoba gegen den Statthalter und dessen Anhänger durch und ließ sich 139/756 zum Amiirul-andalus proklamieren.

Die erste große Freitagsmoschee wurde 169/785-786 am Ufer des Guadalquivir errichtet. Bereits in dieser Zeit gab es starke Übertritte der christlichen Bevölkerung zum Islam (Musalimun bzw. Muwalladuun), auch fand die arabische Sprache zunehmend Verbreitung. Kulturell arabisierte Christen (Musta’ribuun) fand man zusehends. Die Schaffung einer Sklavenarmee nach umayyadisch-syrischem Vorbild rundete das Bild in jener Zeit ab.

Die Nachfolge ‘Abdar-rahmaans I.

Unter Hischam I. verbreitete sich die malikitische Fiqh-Schule in Spanien (wenngleich sie noch nicht die alleinige Schule Spaniens war).
Unter Al-hakam I. entstanden viele Revolten. Im Jahre 182/797 wurden beim “Tag des Grabens” in Toledo viele Adlige zu einem Versöhnungsmahl eingeladen und auf Befehl des Herrschers ermordet und in den Stadtgraben geworfen.
Zwischen 189/805und 203/818 brachen Unruhen in Cordoba aus. Durch die inneren Wirren begünstigt eroberten die Franken Barcelona und überfielen weite Gebiete in der Region.
‘Abdar-rahmaan II. fand keine ernsthafte Bedrohung mehr vor. In seine Zeit fielen die Eroberung Palermos 216/831 von den Normannen und die Islamisierung Kretas (211/825-26). In dieser Zeit bestanden auch freundschaftliche Beziehungen zum Reich von Tahert (Rustumiden) und den Salihiden (am Rif-Gebiet Nordafrikas); und die erste byzantinische Gesandtschaft traf in Al-andalus ein.
Trotz der politischen Feindschaft bestanden viele kulturelle Beziehungen zum Abbasidenreich, etwa durch Ziryaab (ein berühmter Meister der Musik und Hofetikette zur Zeit von Al-mahdi); Münzmonopol, Luxusstoffmanufakturen, strafferer Verwaltungsapparat und orientalisiertes Hofzeremoniell waren Kennzeichen jener Epoche.
Krisenzeiten folgten bald (237-299/852-912); der Aufstand des ‘Umar Bnu-hafsuun begann um ca. 235/850 und wurde 317/929 beendet. Zunehmender Zerfall machte sich bemerkbar und es entstanden wechselnde Bündnisse von Christen und Muslimen unter- und gegeneinander.

Die Glanzzeit der umayyadisch-spanischen Chilaafah

Unter ‘Abdar-rahmaan III. begann die Glanzzeit Spaniens. Um 350/960 wurde seine Oberherrschaft von den Fürsten von Asturien-Leon, Kastilien, Navarra und Barcelona anerkannt und durch regelmäßige Abgaben bestätigt.
296/909 nahm der Führer der Fatimiden in Nordafrika, ‘Ubaidal-laah, den Chaliifah-Titel an; ‘Abdar-rahmaan III. zog daher nach und proklamierte die “Chilaafah von Cordoba”. Sein Nachfolger, Al-hakam II. (351-422/961-1031), war zugleich sehr religiös als auch künstlerisch und wissenschaftlich gebildet. Ihm können außenpolitisch der Ausbau der Flotte und die Zurückschlagung der Normannen bei Almeria zuerkannt werden. Förderung der Wissenschaften, Bau seiner berühmten Bibliothek und rege Bautätigkeit zeichneten zudem seine Herrschaft aus.

Die Amiriden (Al-‘aamiriyyuun bzw. Banu-‘aamir)

Hischaam II. Nachfolger des Al-hakam II. war noch unmündig und wurde von seinem Vermögensverwalter Ibnu-abi-‘aamir und seiner Mutter gegängelt. Dieser war völlig skrupellos und hatte gute Beziehungen zur konservativen Gelehrtenschaft. Durch ihn wurde die Verbrennung der großen Bibliothek Al-hakams II. veranlasst, um sich die konservativen, philosophie-feindlichen Gelehrten durch Vernichtung der philosophisch-naturwissenschaftlichen Werke günstig zu stimmen.

Ibnu-abi-‘aamir wurde Haadschib 1Haadschib ist Kämmerer, das höchste Amt in Al-andalus, entsprechend dem Waziir-Amt im Osten der islamischen Welt.[/ref und nannte sich in seiner neu erbauten Palaststadt Al-madiinatuz-zahraa’ “Al-mansuuru Bil-laah”. Er vererbte seine Haadschib-Würde 392/1002 seinem Sohn ‘Abdul-malik. Vater und Sohn fuhren zahlreiche Feldzüge gegen die christlichen Königreiche im Norden Spaniens. Der dritte Amiride wurde nach einem erfolglosen Winterfeldzug 400/1008 und dem Versuch, den Chaliifah-Titel zu beanspruchen, ermordet. Danach begannen Wirren und die Chilaafah wurde zur Schein-Chilaafah. Im Jahre 422/1031 beseitigten Bürger von Cordoba diese Schein-Chilaafah, und es begann die Zeit der Kleinkönige (Muluukuttawaaif).

Die Zeit der Kleinkönige (Muluukuttawaaif)

Nach Wegfall der Chilaafah von Cordoba standen sich drei Parteien gegenüber: die “Andalusier” (Araber und Muwalladuun), Berber (Altberber, mit der übrigen Bevölkerung assimiliert, und Neuberber, die sich im Land fremd empfindend und nur ihrem jeweiligen Truppenführer verpflichtet), und die Sklavenaristokratie (Saqaalibah).

In jeder Stadt und in jeder Festung nutzten Führer mit ihren Truppen die anarchische Situation, um ihre kleine Teilherrschaft zu sichern. Die meisten Teilstaaten hatten monarchische Struktur, nur sehr wenige oligarchische und auf Beratung basierende Systeme. Diese Fürstentümer waren im Landesinneren oft winzig, und nur dann groß, wenn sie über fruchtbares Hinterland verfügten, wie Zaragoza, Toledo oder Badajoz. An der Küste gelegene Fürstentümer fanden ausreichende Existenzgrundlage im internationalen Seehandel. Ethnisch stellten vor allem die Berber und Sklaven die Herrscherhäuser. Die realpolitische Zersplitterung Spaniens führte zu einer viel stärkeren politischen Aktivität von lokalen Persönlichkeiten als zu Zeiten der Chilaafah von Cordoba. Andererseits spielten die christlichen Minderheiten keine besondere Rolle im öffentlichen Leben mehr, wobei es zu keiner Christenverfolgung kam – ungeachtet der Bedrohung durch die christlichen Königreiche im Norden.

Ein reiches intellektuelles Leben herrschte an den Höfen der Taa’ifah-Zeit, und trotz aller Feindseligkeiten, Intrigen und Kriege gegeneinander schlossen diese Fürsten-dynastien untereinander Ehen, luden sich zu gegenseitigen Festen und Dichterwettbewerben ein. Der Stil in Dichtung und Verwaltung jener Zeit ist für seine Geschliffenheit berühmt, Bildung und Künste waren von großer Feinheit. Viele technische Erfindungen und Errungenschaften in den Wissenschaften, speziell der Astronomie, Medizin, Pharmakologie und Landwirtschaft datieren gerade aus dieser Zeit, und Mäzene fanden sich für begabte Dichter, Gelehrte und Wissenschaftler überall genug.

Doch die überhohe Besteuerung der Bevölkerung führte zur Destabilisierung, und auch die zuvor tributpflichtigen Königreiche der Christen im Norden stellten bald ihre Zahlungen ein und verlangten nun ihrerseits Tribute von den vergleichsweise schwachen Teilfürsten. Die Folge waren oft genug Kriege, in denen auf beiden Seiten christliche und muslimische Fürsten mit ihren Truppen verbündet gegen andere Christen und Muslime zu Felde zogen. Auch unabhängige Söldnerführer und Feldherren verdingten sich an verschiedene Fürsten gleich welcher Religion, und nahmen Städte und Festungen im Auftrag ein: z. B. der berühmte “El Sid” alias Rodrigo Diaz de Vivar, der ursprünglich zum Hof des Königs Alfonso VI. von Leon gehörte, dann aber wechselnd für diverse muslimische und christliche Herrscher kämpfte. Berüchtigt wurde er durch seine äußerst brutale Einnahme von Sevilla.

Die Reconquista wurde nun erfolgreicher, der Papst hatte in Spanien endgültig den römischen Ritus durchgesetzt und konnte sich den äußeren Feinden – den Muslimen in Spanien – widmen. Dennoch war in jener Zeit der Kreuzzugsgedanke noch nicht bei den christlichen Königen bestimmend. Aufgrund dieser Anarchie verlor die Bevölkerung schließlich jede Hoffnung auf eine Lösung von innen, und so rief der Fürst Al-mu’tamid von Sevilla nach der katastrophalen Einnahme Toledos durch Alfonso VI. (477/1085) die Berberfürsten der Ziriden (Az-ziiriyyuun) aus Nordafrika zu Hilfe, die im Maghrib residierten. Doch stattdessen kamen die Almuraabituun (Almohaden) unter ihrem Herrscher Yuusuf Bnu-taaschfiin nach Spanien. In der darauffolgenden Schlacht bei Zallaqa wurde Alfonso VI. vernichtend geschlagen, und es begann die Berberherrschaft in Spanien.

Die Almuraabituun (Almoraviden)

Almuraabituun waren eine religiöse Reformbewegung, hervorgegangen unter der Leitung des Gelehrten ‘Abdul-laah Bnu-yaasiin Al-dschazuuliy, der unter den nur oberflächlich islamisierten Berbern der Sanhaadschah (aus der Wüstenregion des Sahel und Oberen Senegals – darunter speziell den Lamtuna) in Form von Ribaat-Kriegern eine Verinnerlichung des Islam bewirkte und sie zugleich zum Kampf gegen die Christen und die ihrer Ansicht nach schlechten Muslime in Andalusien und Nordafrika anspornte. Nach seinem Tod übernahm Yuusuf Bnu-taaschfiin die Führung, gründete als neue Hauptstadt seines Reiches Marrakusch und setzte nach Spanien über, als von Al-mu’tamid um Hilfe in Nordafrika gebeten wurde. So übernahmen die Almuraabituun nicht nur die Macht in sämtlichen Teilkönigreichen des muslimischen Spaniens, sondern schlugen auch die christlichen Königreiche wieder in den spanischen Norden zurück.

Sie zeigten große Härte gegen alle Andersdenkenden in den ersten Jahren ihrer Herrschaft. Sämtliche ehemaligen Teilherrscher wurden nach der Bergfestung Aghmat in Nordafrika ins Exil deportiert, der kultivierten Bevölkerung in Al-andalus blieben sie stets fremd. Auch etliche Christen und Juden wurden nach Nordafrika geschickt, um den muslimischen Anteil der Bevölkerung zu erhöhen. Zugleich stärkten sie die maalikitische Schule, die nun endgültig zur allein vorherrschenden Fiqh-Schule in Spanien wurde. 512/1118 nahm Alfonso I. von Aragon wieder Zaragoza ein, Alfonso VII. von Kastilien drang 527/1133 tief in den Süden Andalusiens vor, und nach Aufständen der einheimischen islamischen Bevölkerung 529/1144-45 mussten sich die Almuraabituun aus Spanien weitgehend zurückziehen. Da ihnen auch aus Nordafrika starke Opposition entgegentrat, war das Ende dieser Dynastie nicht mehr weit. Zwischen 529/1145 und 566/1170 (der Machtergreifung der Al-muwahhiduun) herrschten in Spanien wieder Kleinkönige, die als almoravidische Taa’ifah-Könige bezeichnet wurden (muluukuttawaaif al-muraabituun).

Die Almohaden (Al-muwahhiduun)

Auch die Erneuerungsbewegung der Al-muwahhiduun hatte ihren Rückhalt bei Berberstämmen; allerdings bei traditionellen Gegnern der Sanhaadschah, nämlich den Masmuudah, Berbern aus dem hohen Atlas-Gebirge.

Die Ideologie der Al-muwahhiduun war wesentlich ausgefeilter als die der Almuraabituun, die sich nur auf eine rigoros auf die Maalikiyyah-Fiqhschule beschränkt hatten. Ibnu-tuumart, der geistige Führer der Al-muwahhiduun, verstand sämtliche Attribute ALLAAHs als rein symbolisch, und eine konkrete Interpretation im wortwörtlichen Sinne stand für ihn auf einer Stufe wie reiner Anthropomorphismus. Doch Ibnu-tuumart war in erster Linie Tugendprediger und Revolutionär der berberischen Massen, nicht in erster Linie Faqiih oder Philosoph. Er hielt seine Reden oft in berberischer Sprache, und in seine Zeit fiel auch die erste Übersetzung der Bedeutung des Quraans in das Berberische.

‘Abdul-mu’min wurde der militärische Helfer Ibnu-tuumarts, und als Ibnu-tuumart 524/1130 starb, wurde ‘Abdul-mu’min von den Al-muwahhiduun als Befehlshaber der Mu’miniin (Amirul-mu’miniin) ausgerufen. 531/1147 fiel Marrakusch in ihre Hände, und zuerst waren sie nur an Nordafrika interessiert. Unter Abu-ya’quub Yuusuf, dem Sohn und Nachfolger ‘Abdul-mu’mins, wurde Al-andalus nach dem Fall von Sevilla 568/1172 zur Provinz der Al-muwahhiduun.

Abu-ya’quub Yuusuf nahm die Tradition der Sommerfeldzüge in die christlichen Königreiche des Nordens wieder auf. Auch war er von dem geschichtlichen Bei-spiel des Al-hakam II. (während der Cordobaner Chilaafah) sehr beeindruckt und sammelte daher Bücher, zog Wissenschaftler und Gelehrte an seinen Hof, zu denen auch der berühmte Ibnu-ruschd (Averroes) zählte.

Sevilla wurde in Spanien die Residenz der Al-muwahhiduun, der Herrscher Al-mansuur (579-595/1184-1199) wurde zum glanzvollsten seiner Dynastie. Er errang eine Reihe von spektakulären Siegen sowohl in Spanien als auch in Nordafrika. Nach 621/1224 zerfiel die Herrschaft der Al-muwahhiduun aufgrund von Familienzwistigkeiten. Es folgten bürgerkriegsartige Zustände, in denen wieder Lokalfürsten und Söldnerführer einander bekämpften. Auch war die Ideologie der Al-muwahhiduun den meisten Einwohnern von Al-andalus zuwider, genauso wie der betont berberische Charakter der Bewegung.

So konnte die Reconquista schnelle Fortschritte machen. Die Könige des Nordens, speziell Ferdinand III. von Kastilien (ab 614/1217) und Leon (ab 627/1230) drangen bis ins Herz von Al-andalus vor. Es folgten der Fall Cordobas (633/1236), Valencias (635/1238) und Sevillas (646/1248); Jerez de la frontera widerstand den Christen bis 659/1261, Murcia (der Geburts- und Aufenthaltsort des berühmten Ibnul-‘arabi) bis 662/1264.

Die Herrschaft der Nasriden (Banu-nasr bzw. Banul-ahmar)

Muhammad Bnu-yuusuf Bnu-nasr, der Begründer der Nasriden-Dynastie, konnte während der Zerfallszeit der Al-muwahhiduun die Macht in mehreren Städten er-greifen und ein Sultanat ausrufen.

Von 629/1232 bis 635/1238 beherrschte er Arjona, Jaen, Sevilla (nur 1 Monat) und Granada, schließlich Almeria und Malaga. Doch die Tage der muslimischen Stärke in Spanien waren vorbei; als Ferdinand II. von Kastilien Jaen eroberte, musste Muhammad I. sich nach Granada zurückziehen. Er erkannte die Oberhoheit Ferdinands an: er zahlte jährlichen Tribut und nahm an den christlichen Feldzügen etwa gegen Sevilla teil.

Das Gebiet, das er schließlich noch beherrschte, umfasste etwa die heutigen Provinzen Granada, Malaga und Almeria. Der Grund, warum den Kastillanern die endgültige Eroberung noch nicht gegeben schien, war, dass die Küstenregion mit ihren Gebirgen und Häfen, an denen noch viele Hilfstruppen aus Nordafrika landen konnten, als risikoreich und gefährlich galt.

Zu dieser Zeit waren die meisten Mozaraber (Musta’ribuun) bereits in die christ-lichen Teile Spaniens geflohen, während Juden und Muslime nach Granada ein-wanderten.

Realpolitisch waren die Nasriden gezwungen, zwischen den mächtigen christlichen Nachbarn im Norden und den muslimisch-nordafrikanischen Herrschern im Süden hin- und herzulavieren. Dennoch wurden durch Handel und Freibeuterei gute Gewinne erzielt.

Die letzte kulturelle Glanzzeit des Sultanats von Granada bestand zur Zeit der Herrscher Yuusuf I. (734-755/1333-54) und Muhammad V. (755-760/1354-59 sowie 763-793/1362-91); intensive Landwirtschaft, hoch entwickeltes Kunsthandwerk und internationale Handelsbeziehungen boten eine solide Grundlage des Staates, und in dieser Zeit entstanden die schönsten Paläste Granadas und die Alhambra.

Durch interne Thronstreitigkeiten und vor allem durch die Vereinigung von Aragon und Kastilien – also durch die Ehe von Ferdinand und Isabella 873/1469 – war der Schlussakt gekommen: sämtliche verbliebenen Städte des Sultanats Granada wurden genommen, und der letzte Nasride, Abu-‘abdil-laah Muhammad XII., verließ die Alhambra 896/1492. Zeitgleich zog die Inquisition ein, und noch während das spanisch-christliche Herrscherpaar in der Alhambra residierten, brannten die ersten Scheiterhaufen in Granada und es wurden – entgegen der Übergabeverhandlungen – sämtliche Moscheen enteignet und in Kirchen verwandelt. Damit galt Al-andalus der Muslime als erloschen.



Notes: