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Abdülaziz (1278-1293/1861-1876)


1866 wurden die ersten osmanischen Bahnlinien eröffnet, wodurch der Staat erweiterte Möglichkeiten erhielt, die Grenzen zu schützen, aber auch im Inneren ordnend einzugreifen. Doch die finanzielle Situation wurde stetig schlechter und führte 1875 de facto zu einem Staatsbankrott. Durch die Unfähigkeit der Verwaltung, diese Krise zu bewältigen, formten sich nun ernsthaft die Reformer um Mihdat Pascha (1825-1884) und andere Intellektuelle, mit der Forderung nach Veränderungen im gesamten Staatssystem.

1876 wurde die erste osmanische Verfassung durch Mihdat Pascha, verbunden mit einer Gewaltenteilung nach europäischem Muster verkündet. Durch den Machtantritt Sultaans Abdülhamid II. und seinen autoritären Führungsstil verlor Mihdat Pascha seinen Rückhalt in der Herrschaftsebene und wurde zum Rücktritt gezwungen, zugleich die Durchführung der Tanzimat-Reformen ausgesetzt.

Die letzten zwei Jahre von Abdülaziz’ Herrschaft wurden überschattet von Aufständen in Serbien, Bulgarien und Montenegro; doch auch der Sieg der osmanischen Truppen über ein serbisches Heer konnten den grundsätzlichen Gegensatz zwischen empfundener Wirklichkeit der nichtmuslimischen Balkanbewohner und der osmanisch-traditionellen Haltung zu ihrer Herrschaft auf dem Balkan nicht auflösen oder mildern. Vielmehr zerstörten auch innerhalb der muslimischen Kreise der Osmanen immer stärkere nationalistische Ansätze das Verständnis eines nicht-nationalistischen Vielvölkerstaates.